Freitag Vormittag, Kassel, die Sonne brennt. Innenstadt, Messeplatz, Expoprojekt. In den heiligen Hallen der beiden Künstler Bringmann & Kopetzki blubbert schwarzer Kaffee durch die Maschine.

Ein Freitag Vormittag at Bringmann & Kopetzki`s Hotze Schmiede

Freitag Vormittag, Kassel, die Sonne brennt. Innenstadt, Messeplatz, Expoprojekt. In den heiligen Hallen der beiden Künstler Bringmann & Kopetzki blubbert schwarzer Kaffee durch die Maschine.Freitag Vormittag, Kassel, die Sonne brennt. Innenstadt, Messeplatz, Expoprojekt. In den heiligen Hallen der beiden Künstler Bringmann & Kopetzki blubbert schwarzer Kaffee durch die Maschine.

Ein grosser heller Raum mit zwei Arbeitsplätzen, Computern, Plattentellern und allerlei Utensiliar.
Auch wenn sie nicht angebracht ist, ich musste die broteske Standardfrage als klassischen Einstieg stellen: „Wie seid ihr zu eurem Namen gekommen?“

„Wir haben da mal in unsere Ausweise geguckt und sagten – Guck mal hier: Bringmann und Kopetzki! Naja wir hiessen auch schon mal ArtCore, aber das war irgendwann nichts besonderes mehr.“

Jens ist gebürtiger Kasselaner und Valentin wurde mit 12 aus Berlin verschleppt, hat aber keine Erinnerungen mehr an die grosse Stadt. Mit 18 haben sie sich in einer Disko entdeckt und die Nacht lang auf Servietten durchgezeichnet. Das ist nun 16 Jahre her und zeichnen tun sie noch immer zusammen.
Die „alten Säcke“ (O-Ton) fanden 93/94 zur elektronischen Musik und haben dann sogleich das Aufschwung Ost aufgemacht: „Wie das so passiert ist, weiss allerdings auch keiner mehr so genau.“

„Was sind eure musebringenden Getränke?“ –
„Viel Kaffee, obwohl 94-96 haben wir das noch anders gemacht…“

Auf die ebenso standardisierte Frage, was sie gern aufs Brot essen, antwortete Jens zielsicher, dass er am liebsten vegetabile Brotaufstriche aus dem Reformhaus, wie Sonnenblumenkernstreich von Zwergenhof oder Tartex und alle Klone verwendet:
„Als Kind ass ich gern Maggibrot!“ Trotzdem ist er kein Ökofreak, sondern eher der Typ wirrer Kuenstler mit Schuhgrösse 44, und gerade Single. „Und ich bin eher der Schinkenkäse-Langeweiler.“, konterte Valentin, der auf Grösse 40 lebt.

Für eine Groove-Seite benötigen die beiden im Durchschnitt 7 Tage, was Ausdenken, Vorzeichnen, Färben usw. komplett beinhaltet.
„Du wirst nie fertig und verdienst eigentlich auch kein Geld damit. Wer reich werden will, sollte kein Comiczeichner werden.“ – „Und womit verdient ihr dann euer Geld?“ – „Ja, mit Comics. Naja nebenbei viele Flyer und Plattencover machen. Und wenn es mal enger wird, dann auch mal was für einen Friseur. Ist aber in der Nähe von Nature One – zählt das?“

Ansonsten graut es den beiden vor einem „normalen“ Agenturalltag, wie für eine Ausschreibung wochenlang etwas zu erarbeiten und dann nie wieder etwas davon zu hören.
„Dann lieber doch solche Projekte wie das für einen Kumpel mit Fahrschule, für den wir ein Schwein im GoKart zeichnen sollten.“

Zum Glück gibt es aber fest zur Familie gehörende Helden, wie Ravelinde, deren Name eher zufällig entstanden war und offiziell mehr in Richtung „The Babe“ gehen sollte. Auch wenn beide nicht so gluecklich darüber sind, liess sie sich so schnell nicht mehr umtaufen. Entstanden ist sie uebrigens erst mit dem zweiten AO-Flyer – beim ersten hatten sie sich noch an dem Technodesign versucht, wie es damals alle gemacht haben. Ravelinde ist dann mit den Jahren gereift und immer schärfer geworden.

Hotze dagegen ist vielleicht nicht schärfer geworden, dafür aber immer realistischer und mit dem zweiten brandneuen Buch -Pussy Galore- inklusive Compilation bedacht worden. Trotzdem gibt es kein Pendant, den er 1:1 abbildet. „Es sind nur Versatzstücke von Menschen, die wir kennen, lieben oder hassen. Wir ändern immer so viel, dass das Sample schön kurz wird, ziehen es dann noch durch einen Filter und spielen es rückwärts, so dass alles gut ist. So zahlen wir dann auch keine Lizensgebühren.“

Am liebsten machen sie Parodien auf aktuelle Geschehnisse. Dabei ist ihnen wohl am besten ein AO-Flyer gelungen, auf dem es um die damals aufkommenden Rave-Reisen ging, die oftmals in irgendwelche Krisengebiete fUEhrten. Es war eine Atom-Explosion auf dem Muroroa-Atoll zu sehen: „Es haben tatsächlich 20-30 Leute angerufen, die wissen wollten, wann es dorthin losgeht. Die wollten sich gleich bewerben.“

[tend]