safecocoonclubffm

Sven Väth. Nicht reden – machen!

2005.03.01 Sven VaethDer Name Sven Väth steht seit langem für qualitativ hochwertige, elektronische Musik, volle Locations, Charisma, ausrastende Menschenmengen, erfolgreiche Produktionen und nicht zuletzt für einen Visionär mit dem nötigen Know-How und den dazugehörigen Cojónes, seine Ideen Wirklichkeit werden zu lassen.

Dies hat er erst vor einem Wimpernschlag mit dem Mammut-Projekt CocoonClub unter Beweis gestellt, das nicht eben unter den einfachsten Umständen das Licht der Welt erblickte und doch allen Unkenrufen zum Trotz auf helle Begeisterung stösst. Doch Väth denkt nicht daran, seinen Fokus auf nur eine Aufgabe zu beschränken.

Aktuelles Thema im Hause Cocoon ist natürlich die jährliche Ibiza-Season im Amnesia. Zwischen all diesen Baustellen fand er dennoch die Zeit, sich mit uns über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Cocoon-Imperiums zu unterhalten.

Sven, die neue Cocoon Ibiza-Season steht vor der Tür. Was für Neuerungen erwarten uns 2005 im Amnesia, gibt es Neuigkeiten im Line-Up und dem Rahmenprogramm, die du schon verraten möchtest?

Die Newcomer 2005 für uns in Ibiza sind Dominik Eulberg, James Holden oder Roman Flügel als DJ. Damit haben wir gleichzeitig auch die Top-Produzenten und Remixer der Stunde eingeladen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, in Ibiza spielen zu können und ihren Sound dort zu präsentieren.
Natürlich wird es im Amnesia auch eine neue Deko von uns geben. Performances haben wir natürlich auch wieder am Start, wie man es von uns gewohnt ist.

Was hat es mit dem Motto „Wild Life“ auf sich?

Das Motto spricht eigentlich für sich, es steht für das Wilde, das wir Montag für Montag und Wochenende für Wochenende leben. Es geht um das Wilde im Menschen, um das Ritual des Tanzes, der Verkleidung, des sich-fallen-lassens. Der Ausdruck beim tanzen und feiern, das gemeinsame Erleben der Nacht – all das findet sich in Wild Life wieder.

Wie sehen Deine Ambitionen in Richtung Produktion aus, können wir demnächst mit neuem Studio-Output rechnen oder richtest Du Deinen Fokus eher auf den Cocoon Club und seine Belange?

Gerade habe ich zusammen mit Anthony Rother für die Cocoon Recordings Compilation E einen Track mit dem Titel „Magie“ gemacht. Ausserdem hatte Nena einen Remix für „Willst Du mit mir geh’n?“ angefragt, der ebenfalls gerade fertig geworden ist.

In diesem Sommer spielst Du einige Male im schönen NRW, beispielsweise auf dem Love Family Park, der Sensation White und natürlich dem Blauen See. Was macht die Faszination von Events in diesen Größenordnungen für Dich aus?

Es handelt sich dabei ja um Open Airs, die ich von Beginn an mitgestaltet habe und die für mich natürlich auch immer wieder einen Höhepunkt im Jahr darstellen. Im Freien zu spielen ist immer etwas Besonderes. Ich habe hier die Möglichkeit, über die Musik eine ganz besondere Energie zu kreieren und kann auch mal wieder lange Sets spielen… Die Sensation White wird ja zum ersten Mal in Deutschland stattfinden und ich bin sehr gespannt wie das in Holland höchst erfolgreiche Konzept bei uns angenommen wird.

Nach welchen Kriterien sucht Ihr die Künstler für Cocoon Recordings aus, welche Merkmale muss ein potenzieller Cocoon-Artist mitbringen, um Gehör zu finden?

Das Wichtigste ist sicher, dass die Musik frisch und neu klingt. Cocoon steht für Weiterentwicklung und Recordings macht hier keine Ausnahme. Wenn ich eine gute Platte von einem vielversprechenden jungen Künstler höre, nehmen wir Kontakt auf und sehen, was geht. Dominik Eulberg war zum Beispiel so ein Fall, oder Oliver Koletzki. Generell sind wir aber offen für alle Spielarten von guter elektronischer Musik.

Welche Djs und Produzenten, welche Labels haben in den vergangenen Wochen und Monaten Deine Aufmerksamkeit erregt? Gab es kürzlich erhellende Momente beim durchhören diverser Promos oder beim Besuch eines Clubs?

Da sind wie schon erwähnt, James Holden, Dominik Eulberg oder Oliver Koletzki. Auch Jörn und Roman von Alter Ego überzeugen immer wieder mit guten Remixen.

Die Spielarten von House und Techno werden immer vielfältiger, Schubladen werden erfunden, Begriffe geprägt, Namen gegeben und wieder für unbrauchbar befunden… Wie würdest Du einem Aussenstehenden beschreiben, welchen Sound Du auflegst?

Avantgardistische elektronische Musik. Ich spiele trancige Nummern, tech-housige Nummern und auch Electro. Die Bandbreite reicht dabei von minimal bis hin zu den verspultesten Afterhour-Tracks. Ich bin sehr froh, dass die Leute offener geworden sind und nicht nur ein hartes Techno-Set von mir erwarten. Ich kann die Crowd mitnehmen auf einen musikalischen Trip durch alle Genres, die die elektronische Musik zu bieten hat.

Du trägst mittlerweile, abseits von Deinen Aufgaben als Clubbetreiber, Labelowner und vielem mehr auch als Arbeitgeber die Verantwortung für einen Stab von ziemlich vielen Leuten, abesehen von der finanziellen Mitverantwortlichkeit für den Club. Schläft man da noch gut?

(lacht) – Das ist eine berechtigte Frage. Es ist schon sehr viel Verantwortung, die man zu tragen hat, aber mein Team ist klasse, funktioniert, versteht meine Vision und trägt sie mit. Das erleichtert meine Arbeit natürlich enorm…

Das neue EinsLive-Format „Rocker“ soll Dich demnächst als Gast begrüssen dürfen…

Leider kann ich diese Möglichkeit nicht wahrnehmen, meine eigenen Projekte und die anstehenden Termine lassen mir einfach keine Zeit.

Was macht die Person Sven Väth aus, wo setzt Du im privaten Deine Schwerpunkte und was sind die grundlegendsten Veränderungen für Dich im Laufe der vergangenen Jahre gewesen?

Vor allem der Spass, den ich selbst bei der Weiterentwicklung meines Lebens habe, und zwar in alle Richtungen, ob privat oder beruflich. Pioniergeist ist sicher auch eine Eigenschaft, die mich ausmacht, und dass ich sichtlichen Spaß habe an dem was ich tue, dass ich meine Leidenschaft so ausleben kann wie ich es tue.
Die Veränderung ist eigentlich, dass sich ständig was verändert…

Grundlegend ist die Struktur Cocoon ist schon da und wir setzen da an und entwickeln weiter etc. Wichtig ist für mich das Musik machen, Plattformen und Rahmen für die Weiterentwicklung der Musik zu schaffen.

Natürlich ist mit dem neuen CocoonClub ein großer Brocken dazugekommen, da hat sich einiges verändert. In dieser manifestierten Vision ist unsere geballte Erfahrung in Club Culture umgesetzt worden, und das ist natürlich mit viel Arbeit und Engagement verbunden.

Gibt es etwas, was Du der Welt im allgemeinen und unseren Lesern im speziellen zu diesem Zeitpunkt mit auf den Weg geben möchtest?

Alles, was ich sagen kann, ist, dass ich unserem Land mitgeben möchte, dass der jetzige Zustand keiner ist. Wir brauchen mehr Mut und Erfindergeist, wir sollten nicht mehr soviel jammern. In Deutschland ist schon so viel für die Clubkultur getan worden, es wäre schön, wenn dieser Aufbruchsgeist auch mal ausserhalb der Musik zu spüren wäre.

Wir müssen wieder Sachen anpacken – nicht nur reden, sondern machen!