Samuel Kindermann aka Einmusik. Von Hamburg nach Berlin nach Saalbach.

Samuel Kindermann aka Einmusik. Von Hamburg nach Berlin nach Saalbach.Hallo Samuel, du spielst ja im Dezember auf unserem Festival Rave on Snow.

Was erwartet die Leute auf deinem Set? Live, mit Platte, CD oder Laptop?

 

Hallo zusammen.
Ja, in Saalbach geht’s rund.
Freue mich drauf.
Ich werde ein ca. 90 min langes Liveset mit Laptop und mehreren Controllern spielen. Im Set sind meine besten Songs aus den letzten Veröffentlichungen, ein Paar ‚Klassiker‘ und vor allem aber gibt’s neues von meinem neuen Album zu hören.

 

Du hast ja am 20.5.2011 ‚Oceans Bottom‘ über Einmusika herausgebracht. Spielt für dich das Produzieren eine große  Rolle? Wie gehst du da ran?
Ja, im Sommer kam der ‚Oceans Bottom‘ Part 1, jetzt ist gerade der Part 2 rausgekommen und Ende Oktober kommt dann das gleichnamige Album. Das Produzieren und Musizieren ist nach wie vor das, was ich in meinem Leben am liebsten mache und wenn ich nach ein paar Sessions wieder eine neue fertige Produktion habe, dann geht’s mir richtig gut. Ich würde gerne noch ein wenig mehr Zeit im Studio verbringen, oft fehlt mir aber schlicht und einfach die Zeit. Aber meist hab‘ ich gerade im Club tolle neue Ideen und kann es kaum abwarten anzufangen.

Welche Hard- und Software benutzt du dann?
Also generell produziere ich alles über Logic und lasse für ein paar Elemente Ableton als Slave mitlaufen. Gerade für die ‚liquid Audio‘ Bereiche ist Ableton super, aber Logics Audio Engine und die klare Struktur des Programms sind nach wie vor unübertroffen, wie ich finde. Das Sounddesign entsteht bei mir über diverse Quellen, manchmal greife ich auf meine Library zurück, manchmal glühen meine Sythies und Drummachines und in anderen Sessions nehme ich Instrumente und Percussions auf oder verarbeite Samples aus meinem Pocketrecorder.

Wie bist du eigentlich zur elektronischen Musik gekommen?
Ich denke, wie jeder andere auch, hab ich als Kind Radiogehört und das war in den frühen 80ern nun mal vorwiegend elektronisch. Als ich dann ein wenig älter war, so mit 16 war das, hab‘ ich dann angefangen aufzulegen und parallel erste Erfahrungen beim Produzieren gesammelt. Was am Anfang noch eher Hobby war, wurde dann ca. 6-7 Jahre später zu meinem Beruf und mit Einmusik feiere ich nächstes Jahr 10jähriges.

Für viele Musiker fängt der Tag erst am Nachmittag an. Wie ist das bei dir? Wie sieht ein Tag von Samuel Kindermann aka Einmusik aus?
Normalerweise steh‘ ich um ca. 10 Uhr auf und geh‘ mit meiner Hündin gassi. Danach gibt’s Frühstück und Officezeit bis ca. halb 3h. Dann, auf dem Weg zum Studio, ess‘ ich irgendwo zu Mittag und mache anschließend bis abends 21 Uhr Musik. Wenn ich wieder zu Hause bin, koch‘ ich noch ein leckeres Abendessen und hab meist noch Besuch von Freunden. Wenn dann noch ein wenig Zeit übrig ist, such‘ ich voller Hoffnung nach tollen, mir unbekannten Dokus auf Phoenix oder 3sat oder sowas.

Irgendwie scheint es so, dass Techno immer größer wird.
Es gibt so viele DJs, Booker & Veranstalter, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Wie siehst du die Entwicklung und wie ist es bei dir? Hast du noch einen normalen Beruf gelernt? Arbeitest du noch was anderes?
Es stimmt schon, dass die Bandbreite größer geworden ist als vor 10 Jahren, zur Qualität der DJs und Partys sagt das allerdings wenig aus. Genau wie vor 10 Jahren braucht man neben dem Talent die Leidenschaft. Und das gilt für alles und alle. Persönlich hab‘ ich keinen klassischen Beruf in einer Ausbildung gelernt, was Streckenweise auch nicht ganz einfach war. Ich hab mich aber nicht beirren lassen und weiter fleißig vor mich hin musiziert und produziert.
Irgendwann stellte sich dann auch der Erfolg ein und das sogar relativ regelmäßig. Darüber war und bin ich, na klar, sehr froh und seit ca. 7 Jahren muss ich auch keinen anderen Beruf ausüben, um zu überleben. Aber wenn man heutzutage anfängt, ist dieser Werdegang deutlich schwieriger und ich rate auch jedem, der sich z.B. schon ein wenig als lokaler DJ bewiesen hat, trotzdem und unbedingt seine eigene Musik zu produzieren. Ohne dieses Plus ist ein ‚Durchkommen‘ heute schier unmöglich.

Wann war für Dich absehbar, dass du mit der Musik deinen Lebensunterhalt verdienen würdest?
Gehofft hatte ich das immer, absehbar war das aber nicht.
Selbst wenn man wie ich einen Hit wie ‚Jittery Heritage‘ hat, heißt das nicht automatisch, dass man 2 Jahre später auch immer noch gefragt ist. Man muss da schon sehr fleißig und leidenschaftlich sein und kontinuierlich und längerfristig arbeiten. Kurz: Man sollte immer und überall sein Bestes geben.

Du bist, wie viele andere Künstler, auch nach Berlin gezogen. Was unterscheidet Berlin von deiner Heimatstadt Hamburg und wird der Berlin-Hype nicht irgendwann mal vorbei sein?
Ja, ich lebe nun ein wenig über ein Jahr in Berlin und ich hab es nicht einen Tag bereut, diesen Schritt gemacht zu haben. Was eine tolle Stadt.
Hamburg ist auch sehr, sehr schön und besitzt allein durch seinen Hafen Charme. Berlin ist groß, dort leben so vielen junge Leute aus der ganzen Welt, es ist immer irgendwo was los und das jeden Tag, es entstehen ständig neue Dinge und Projekte, die man entdecken kann und alles verändert sich fortwährend und man findet immer noch riesige, ungenutzte Flächen und Gebäude und alles mitten in der Stadt. Das alles ist sehr traditionell für Berlin und hat eigentlich eine schon fast 100 Jahre alte Geschichte. Na klar gibt es, gerade in den letzten Jahren, einen internationalen Hype um diese Stadt. Aber zu Recht, wie ich finde, und aufhören wird der, glaub ich, auch nie.

„Qazaqstan“ is the first song from my new album „Oceans Bottom“ out December 1st.
This song will be also released as a 12-inch copy in December.
The Free – Download of „Qaszaqstan“ is limited.