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Robag Wruhme mag Gaisburger Marsch & Ein DJ ist kein Künstler.

Hallo Gabor, am 8.Juli warst du nach 2008 mal wieder im Rocker33 in Stuttgart zu Gast. Damals noch mit deinem Partner Monkey Maffia als Wighnomy Brothers, stehst du diesmal allein, als Robag Wruhme an den Decks. Hast du noch Erinnerungen an deinen letzten Besuch in Stuttgart?

War besoffen glaube ich, oder?

Was ist denn für einen Jenaer typisch Stuttgart? Gibt’s da etwas das dir spontan und sofort in den Sinn kommt?

Mein Bruder und seine Frau, Bahnhof, Gaisburger Marsch und diese Automarke mit diesem Stern da. Soll ja ganz gut laufen für die.

Du bist ja ein sehr heimatverbundener Mensch. Wenn du deine Heimat, Jena, in einem Satz beschreiben müsstest, was würdest du sagen ?

Ruhig, klein, grün und pflegeleicht.

Kommen wir mal zur Musik und dir als Künstler. Darf ich überhaupt Künstler sagen? Ich habe vor kurzem ein Interview mit dir gesehen, in dem du sagst, das du dich als DJ eigentlich gar nicht als Künstler siehst. Ist dem immer noch so ?

Ein DJ ist kein Künstler. Er ist in erster Linie ein Dienstleister. Auch deshalb muss er die 19% Mwst. abdrücken. Ein Künstler verdient nur das halbe Brot. Also 7%. Ein DJ spielt zum größten Teil Musik anderer, die sich wirklich Gedanken gemacht haben, was tolles zu kreieren. Das ist auch nicht schlimm, nur es ist weit von der Kunst entfernt in meinen Augen.

Wenn man dich Live erlebt, hat man immer ein wenig das Gefühl das dir es gar nicht so recht ist, im Mittelpunkt zu stehen. Man hat immer das Gefühl, dass du eigentlich „nur“ dein Ding machen möchtest und die Leute mit deiner Musik glücklich machen möchtest bzw. hoffst, dass die Leute die Musik genauso verstehen wie du. Ist das richtig bzw. schätze ich das einigermaßen richtig ein – oder täuscht das ?

Hast du richtig eingeschätzt, Mittelpunkte sind oft stressig und sehr oberflächlich. Ich möchte auch immer geil abliefern und versuchen, dass die Leute was mit nach Hause nehmen am Ende einer Nacht. Ein Lächeln, einen guten Moment. Kollegen die auf den Punkt genau abliefern, ohne Ecken und Kanten, ohne etwas einzufordern um es dann liebevoll zurückgeben, entspricht nicht meinem Fahrwasser.

Aktuell bist du ja viel auf Tour. Insbesondere mit deinem neuen, im April erschienenen Album „Thora Vukk“ im Gepäck. Was hat es denn mit dem Namen „Thora Vukk“ oder aber auch mit Titeln wie „Brücke Eins“, „Brücke Zwei“, „Brücke Drei“ usw. auf sich ? Sind die Titel eher willkürlich gewählt oder gibt es gar eine Story dazu?

Alle Liedernamen sind frei erfunden und haben keine Bedeutung. Ich will das auch nicht, denn ich sehe es mehr als ein Malbuch, dieses Album. Ich liefere wertungsfreie Musik und jeder, der es hören möchte, kann seine privaten Inhalte darin ablegen. Es ist kein Dogma, sondern soll im besten Falle ein guter Freund sein. Die Brücken sind eigentlich ein 17minütiges Sounddesign-Stück was ich im Zuge einer Jenaer Kunstausstellung gemacht habe. Ich wollte das unbedingt dabei haben, aber 17 Minuten düsterer Wahnsinn war einfach ein wenig zu viel. Stefan (Koze) kam dann auf die Idee die 17 Minuten zu schneiden und als „Brücken“ einzuweben. Das war irgendwie eine geile Idee und ich habe dann gleich noch ein paar neue Brücken produziert … quasi avancierte ich dann zum Brückenmann.

Kann man sagen das  „Thora Vukk“ ein besonders intimes Album geworden ist? Auf deiner Homepage kündigst du es auch an wie die Geburt eines bzw. deines Babys. Auch hast du es ja, wenn ich das richtig weiß, teilweise sogar in deiner Küche statt in einem Studio produziert.

Jede Veröffentlichung, die ich als Robag oder als Wighnomy mache oder gemacht habe war für mich wie eine Geburt. Ist das Lied erst einmal draußen, geht es seinen Weg und man schaut zu wie es wächst und gedeiht. Thora ist nicht mehr und auch nicht weniger persönlich als meine anderen Lieder, aber es ist eben ruhiger und das Cover ist ein Bild auf welchem meine Mutter, mein Bruder und ich zu sehen sind, aufgenommen von meinem Vater im Jahre 1985. Ja, und gemacht habe ich das Album zum größten Teil in meiner Küche. Erstens haben sich einige Softwarefirmen total putzig was das upgraden neuer Hardware betrifft und dann mag ich auch keine Studios. Ich muss mich wohl fühlen. Studios sehen immer so nach Arbeitsplatz aus.

Mit Pampa scheinst du nun auch musikalisch ein neues „zu Hause“ gefunden zu haben. Was macht das Label und die Arbeit mit Koze für dich so besonders? Warum denkst du, dass deine Musik gerade dort am besten funktioniert und aufgehoben ist?

Liebevolle und verrückte Menschen sind das mit einem großen, herzlichen Blick auf das Leben. Das Album ist auch durch Koze entstanden und somit war das auch logisch, dort zu veröffentlichen. Ich hatte in 2010 so viel gemacht, dass ich eigentlich schon dabei war, mich auszuruhen und es eher illusorisch anmutetet, noch ein Album nachzulegen. Aber Stefan hat ne irre Art, mich zu bequasseln und dann war wenige Monate später Thora da. Danke Stefan!