Monika Kruse, Techno DJane Berlin. Terminal M

Monika Kruse: Ich stand mehrmals kurz davor, alles hinzuschmeißen…

Monika Kruse, Techno DJane Berlin. Terminal M Eine komplette Dekade ist Monika Kruse nun schon mit Ihrem eigenen Label, Terminal M, am Start. Alle Höhen und Tiefen der letzen Jahre wurden gekonnt gemeistert.

 

Das Label ist ständig und stetig gewachsen. Bekannt durch Hits wie „Latin Lovers“ von Monika selbst, oder ganz aktuell, das Remake von Wassermann`s „W.I.R“ durch Erman Erim. Kaum ein anderer Releasekatalog liest sich so spannend wie vielfältig. Bei Terminal M steht noch die Musik im Fokus. Hier erscheint, was gefällt. Sei es wie „früher“, Dj Rush, Miss Kittin oder Justin Berkovi – sind heute Namen wie Kaiserdisco, Erman Erim, Gregor Tresher, Heartthrop oder 2000 and One zu lesen. Aber auch einen Eric Sneo, Reboot, Drehkontrolle und Stimming. Schubladen-Denker sind hier definitiv fehl am Platz.

Wir haben uns mit Labelchefin Monika über Vergangenheit und Zukunft des Labels, aber natürlich auch über die Künstlerin „Monika Kruse“ unterhalten.

Hallo Monika, schön, dass du Zeit für mich bzw. uns hast 🙂

Vielen Dank , dass ihr Interesse habt, mich zu interviewen.

Gestern in der Schweiz in Bern, heute Abend spielst du im Loft.  Ein typischer Samstagabend für dich. Wie sieht denn eigentlich ein typischer Monika Kruse Abend aus, wenn du NICHT auf Tour bist bzw. auflegst?

Es gibt eigentlich keinen typischen Monika Kruse Abend, wenn ich nicht auflege. Außer der Donnerstagabend, der ist meistens in seinem Ablauf gleich: Am Donnerstag ist mein „Plattenhörtag“. Ich geh Platten kaufen,  bzw kaufe bei Downloadportalen ein, höre mir die Sachen natürlich alle nochmal in Ruhe an und dazu noch die Vielzahl an Emailpromos , die mir zugeschickt werden. Im Prinzip habe ich nur 2-3 Abende pro Woche frei. Sonntags komme ich manchmal so spät zurück, dass ich außer DVD schauen nicht mehr viel mache. Montag  und Dienstag Abend ist dann für Freunde und Sport belegt, Mittwoch Abend höre ich mir Demos an, bzw. sitze ich meistens noch lange im Büro und beantworte Emails oder mache Musik.  Viel Freizeit oder soziales Leben mit seinen wahren Freunden bleibt einem als DJ nicht wirklich. Deswegen nehme ich mir auch ab und zu ein Wochenende frei bzw. nehme mir Anfang des Jahres immer eine Auszeit, um mehr Zeit für sie zu haben.

Hast du eigentlich einen Lieblingsclub oder ein Lieblingsfestival, worauf du dich jedes Mal aufs Neue besonders freust ?

Panoramabar bzw. das Berghain ist mein absoluter Lieblingsclub. Egal ob ich da privat bin oder als Dj, ich bekomme immer Gänsehaut wenn ich die stählernen Treppen ins Berghain hochgehe. Das ist ein Club, wo alles möglich ist und das macht ihn so spannend. Mein absolutes Lieblingsindoorfestival ist die Timewarp. Das Lineup ist immer gut, das Publikum ist open minded und das tolle ist, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt alle miteinander feiern, plötzlich wird die Bühne zum Club. Outdoor ist auf alle Fälle die Fusion das beste Festival für mich.

Freuen und feiern ist ja auch ein gutes Stichwort. Zu feiern gibt es ja dieses Jahr bei dir bzw. euch, reichlich. 2010 heißt ja auch 10 Jahre Terminal M. 10 Jahre dein eigenes Label. Ist doch bestimmt ein tolles Gefühl, wenn man auf eine ganze Dekade zurück blicken kann und diese musikalisch auch mit geprägt hat, oder?

Zehn Jahre sind eine wahnsinnslange Zeit und man merkt erst jetzt plötzlich wie schnell diese zehn Jahre vergangen sind. Ich bin glücklich, dass ich mit meinem Label die ganzen Höhen und Tiefen durchlebt habe und nicht aufgegeben habe, obwohl ich mehrmals kurz davor stand, alles hinzuschmeißen.

Kannst du dich noch erinnern, wann und warum du das erste mal den Gedanken hattest ein eigenes Label zu gründen? Bzw. wann und wie es dann los ging?

Das erste Mal kam mir der Gedanke wohl so vor 12 Jahren. Ich wollte gerne ein Label machen , um selber die Zeit bestimmen zu können, wann meine Tracks released werden, wie das Artwork dazu ist, einfach eben alles in der Hand haben. Als ich dann das Angebot von Alphabet City bekam, dass sie das Label quasi als eins ihrer vielen Sublabels führen, ich aber der Boss und A&R bin, ergriff ich die Chance und gründete Terminal M. Nach einem Jahr aber beschloss ich das Label alleine weiterzuführen, um die komplette Kontrolle zu haben.

Gibt es eigentlich Releases von dir oder anderen TM Künstlern auf die du besonders stolz bist?

Ich möchte natürlich hier kein Release vorziehen. Ich stehe hinter jedem Release, ansonsten hätte ich die Platte natürlich nicht veröffentlicht. Gerade in den letzten drei Jahren war es nicht mehr möglich mit dem Label Geld zu verdienen, ich habe quasi bei jeder Veröffentlichung Geld verbrannt. Für mich selber bin ich immer noch am stolzesten über den Track  „latin lovers“. Ich habe ihn ja komplett alleine geschrieben, auf einem billigen Mischpult abgemischt, und es geschafft die Rechte für den Gesang selber zu klären – obwohl mein Verlag erst eine Absage von der Band bekommen hat.

Was ich besonders beindruckend finde, ist – dass du auch immer jungen, talentierten Künstlern die Chance gibst, sich auf deinem Label zu präsentieren. Wie wählst du denn die neuen Terminal Acts aus? Hörst du dir tatsächlich auch die ganzen Demos an etc.?

Ich alleine höre mir die ganzen Demos an. Das ist  sehr zeitintensiv, da ich mir die Tracks, die mir gefallen, mehrmals anhöre. Und wenn mir der Track gefällt, dann schreibe ich die Jungs an. Ich arbeite sehr gerne mit unbekannten Künstlern zusammen, die können sich noch so richtig freuen, wenn man ihre Musik gut findet. Bei manchen Acts, die bekannter sind, merkt man aber schon sehr, dass sie manchmal eine Attitüde drauf haben, dass man als Label dankbar sein kann, wenn sie etwas auf dem Label veröffentlichen. Da macht dann eine Zusammenarbeit nicht so viel Spaß.

Musikalisch seid Ihr mit TM ja sehr breit gefächert. Von deepen Housetracks, über Minimal bis Techno ist ja eigentlich alles vertreten. Kaum ein anderes Label hat einen solch umfangreichen Artistpool. Ist das auch deine bzw. eure Philosophie? Einfach gute Musik zu releasen, ohne in „Schubladendenken“ zu verfallen? „Let the music talk, and not the categories“?

Das hast du gut erkannt. Ich mag kein Schubladendenken. Weder beim auflegen , noch beim produzieren, noch bei dem Label. Leider  hat man es aber dann auch als Label etwas schwieriger, wenn man „open minded “ ist. Manche Käufer finden es eben nicht cool wenn auf einem label eine 12″ von Umek erscheint und dann aber auch eine Platte von Stimming.

10 Jahre Terminal M liegen nun hinter dir. Wie sehen die Pläne für die nächsten 10 Jahre aus?

Ja weiter rocken!!!! Gerade ist meine neue 12″ wave dancer erschienen. Dann kommt noch zum ersten Mal eine reine digitale Veröffentichung von Tomy de Clerk heraus. Und im nächsten Jahr gibt’s die „like a wirsing“ EP von Andhim mit einem Remix von Hanne & Lore. Und dann werden wir sehen , was noch so kommt…. 🙂

Bevor ich dich dann in Ruhe lasse, noch eine letzte Frage: Wie siehts denn eigentlich mit kommenden Monika Kruse Releases aus?  Vielleicht sogar ein neues Album? Oder neue Kooperationen vielleicht? Was hast du denn so in der Pipeline?

Ich bin gerade mit Thomas Schumacher im Studio und wir wollen eine gemeinsame Platte herausbringen. Und im nächsten Jahr versuche ich wieder ein neues Album zu produzieren.

Monika Kruse ist im Rahmen Ihrer 10 Jahre Terminal M Tour am 10.12.10 im Rocker33 in Stuttgart zu Gast.