Monika Kruse

Monika Kruse: Ich komme nach Stuttgart, Ludwigshafen u. Freudenstadt

Monika KruseHallo Monidein neues Album ist da und hat einen ziemlich philosophischen Namen bekommen: „traces“. Erzähl uns doch mal, welche Lebenslinie oder Spur du uns damit präsentieren möchtest.

Traces soll nicht nur eine Spur oder eine Lebenslinie beschreiben, sondern eine Ansammlung von Spuren. Jeder Mensch wird von verschiedenen Ereignissen geprägt, die dann Spuren in seiner Persönlichkeit hinterlassen. Das kann auf der zwischenmenschlichen Ebene sein, oder auch einfach „nur“ musikalisch, oder alles zusammen. Gerade die letzten zwei Jahre waren sehr ereignisreich für mich, ich habe versucht einiges davon musikalisch auf dem Album zu verarbeiten. Aber es sollte auch meine musikalischen Pfade ausdrücken, die mich in den über 21 Jahren als DJ beeinflusst haben. Auf dem Album könnt ihr Vocalhouse-Stücke hören, genauso wie ein paar Downtempo-Tracks und eben auch einige Tracks, die für den Dancefloor gemacht sind. All diese Arten von elektronischer Musik haben mich geprägt und beeinflusst, und somit auch meine musikalischen Pfade bestimmt.

Der Pressetext dazu hört sich ein bisschen an, wie zu einem Best-Of, das Künstler nach einem bestimmten Abschnitt ihrer Karriere erstellen. Beginnt für dich 2012 ein neues Kapitel, oder war es für dich jetzt einfach mal an der Zeit für dieses Album?

2012 ist das Jahr des Drachens, des Aufbruchs und der Veränderung. Ich persönlich merke das schon in vielen unterschiedlichen Bereichen, allerdings entstand ja das Album im Jahre 2011. Für mich beginnt kein neues Kapitel im Bereich Musik, es ist eher Ausdruck eines Lebensabschnittes. Und das Album ist sicherlich kein Best-Of, denn es sind ja bis auf Wavedancer nur neue Stücke drauf.

Wie du einleitend schon gesagt hast. ist das Album wirklich sehr vielfältig, aber der Track, der mich am meisten bewegt hat ist „One Love“ mit Robert Owens. Wie kommt eine Zusammenarbeit mit so einer Legende zustande?

Mit der Zusammenarbeit von Robert Owens habe ich mir einen langen Traum erfüllt. Als ich Anfang der 90iger Jahre mit dem DJing anfing, war er einer meiner großen Idole. Seine Stimme berührte mich immer sehr. Ich nahm also meinen ganzen Mut zusammen und schrieb ihn an, ob er nicht Lust hätte ein Stück auf meinem Album zu machen – und er sagte Ja! Leider befand er sich gerade im Krankenhaus, ich wusste nicht wann er herauskam, aber nach 2 Monaten warten schickte er mir einige Vocalparts die er auf den Loop, den ich ihm vorher geschickt hatte drauf sang. Dann haben wir das noch ein wenig zusammengeschnippelt und fertig war der Track.

Ich habe gelesen, dass du beim neuen Album mit Santé und Niklas zusammen gearbeitet hast. Sind die beiden auch ein Grund für diesen teilweise housigeren Sound?

Nein, ganz im Gegenteil. Als ich letztes Jahr zu Niklas ins Studio ging, machte er große Augen als ich sagte, wir machen jetzt erstmal kein Techno. Auch ist es nicht das erste Mal, dass ich housigere oder langsamere Stücke gemacht habe. Auf meinem letztem Album gibt es ja auch ein paar Stücke in dieser Art. Einer meiner housigsten Stücke kam sogar schon Ende der 90iger heraus – auf School Records z.B. das Stück „The last night“ – das war eine Hommage an den Club Omen. Als ich damals anfing aufzulegen, spielte ich erstmal jahrelang nur Deep- und Vocalhouse, oder auch  im Chill Out-Floor im alten Ultraschall kramte ich meine Ambient und Trip Hop Platten heraus, das weiß nur leider fast keiner mehr. Heutzutage werde ich ja meistens für die Peaktime gebucht, spiele ich jedoch auch mal ein Opening-Set, dann fängt das immer mit Ambient- und Downtempotracks an.

Deine Begeisterung für Downtemposachen finden sich auch auf dem neuen Album mit „Playa Dust“ oder „Exhale“ wieder. Wie kam es dazu, dass du auch fürs Album völlig ruhige Sachen produzierst?

Für mich ist es wichtig auf einem Album nicht nur Dancefloortracks zu produzieren, sondern auch musikalische Experimente zu machen. Dazu ist ja ein Album meiner Meinung nach da. Damit man sein gesamtes musikalisches Spektrum zeigen kann und nicht nur wie gewohnt Dancefloortracks präsentiert.

Beim Durchhören ist mir aufgefallen, dass man wieder einige Tracks mit Vocals auf dem Album findet. Du hast auch in älteren Produktionen (z.B. Don’t Come Close, Latin Lovers usw.) immer wieder mit Vocals gearbeitet. Was machen die Stilelement Gesang und Stimme für dich aus?

Ich finde, Vocals geben jedem Stück eine persönliche Note. Und manche Stücke könnten einfach auch gar nicht ohne Vocals funktionieren.

Lass uns auch noch kurz über das Album hinaus schauen. In den kommenden Wochen wirst du wieder bei vielen Festivals und vor allem Open Airs spielen. Freust du dich drauf, draußen zu sein, oder bist du lieber Club-DJ mit Dach über dem Kopf?

Solange es nicht regnet und es kalt ist, spiele ich wahnsinnig gerne draußen. Letztes Jahr wurde ich allerdings vom Pech verfolgt. Ich spielte bei so vielen Open Airs, wo es aus allen Eimern kübelte und dazu noch teilweise saukalt war und dann wenn endlich mal die Sonne schien, dann stand ich bei 35 Grad unter einem völlig aufgeheizten Zeltdach. Bei uns war schon der Running-Gag im Agenturoffice: schau nicht auf die Wettervorhersage, schau auf Monis Bookingplan: spielt sie draußen, wird’s kalt und nass.

Du wirst auch wieder beim Zoo Project und bei Carl Cox auf Ibiza spielen. Ist Ibiza für dich der von vielen hochgelobte „magische Fleck Erde“, oder nur einer von vielen Spots, an dem im Sommer gefeiert wird?

Für mich hat die Insel schon etwas Magisches. Auch wenn ich die Preispolitik und überdimensionierten DJ Plakatwände zum Kotzen finde, habe ich dort viele tolle Parties erlebt. Aber magische Momente gibt es hier am Festland auch! Es kommt einfach auf den Abend an, die Crowd, den Club und ob man als DJ die Leute berührt. Da ist es egal, ob es Ibiza, Stuttgart oder Tokio ist.

Bleibt bei den vielen Gigs auch mal Zeit, im Sommer ein bisschen Urlaub zu machen? Wo geht’s hin?

Ich habe mir im Mai, bevor meine Albumtour anfängt, noch ein wenig Auszeit genommen. Allerdings ziehe ich dann um, also Urlaub ist das dann auch nicht. Falls ich es aber noch schaffe würde ich gerne noch zum Kiten fahren.

Dann wünschen wir die noch ein paar erholsame Tage, bevor die Tour los geht und sagen DANKE für das Interview.

Wenn ihr mal bei einem von Monis Tourgigs vorbeischauen wollt, empfehlen wir euch den 19.Mai im Rocker in Stuttgart, den 02. Juni in Ludwigshafen und den 06. Juni beim Summervision Openair in Freudenstadt.