Modeselektor über Moderat, 808, Mikrobreaks, Thom Yorke und ihr neues Album Monkeytown

Was gibt es eigentlich neues von Modeselektor?

Das neue Modeselektor Album „Monkeytown“ kommt am 30.09.11 als CD und 2 x LP und featured 2 Songs mit Radiohead-Frontmann Thom Yorke, sowie Kollaborationen mit dem Warp-Act PVT (formerly known as Pivot) , den left-field HipHop Acts Anti Pop Consortium und Bus Driver, sowie der Balkan Soul Queen Miss Platnum featuren. Sascha Ring (besser bekannt als Apparat) spielt Gitarre auf „War Cry.

Nachdem sie das Label der „Chefin“ – so wird Ellen Allien in internen  Kreisen liebevoll genannt, um ihre knallharte Geschäftstüchtigkeit ins Wort zu fassen – mit einem Schlussstrich verließen, indem sie von weiteren Veröffentlichungen ihrer Musik auf dem weltbekannten Techno- (und mittlerweile) Pop-Brand Bpitch Control absahen, war klar, dass sich die beiden nicht nur ein großes Stück vom Kuchen nehmen, sondern jetzt ihren eigenen backen werden!

Modeselektor Monkeytown Moderat 808 Mikrobreaks Thom Yorke Melt! Miss Platnum Marcel Dettmann und ShedAntipop Consortium

Gesagt, gebacken – releasen sie jetzt auf eigene Rechnung!
Szary stand der Frage Antwort – zu ihrem neuen Album „Monkeytown“ und dem gleichnamigen Label der beiden Berliner, dem Ansturm von Demotapes an ihren Briefkasten und den Unmengen an Kollabos, die für ihr neues Release zu Stande kamen.

An einem geheimen Ort, der von uns nicht preisgegeben wird, um nicht jedem zu verraten, wo Gernot und er – hoch über Berlins graubraunen Dächern – ihr Studio beziehen, plaudern wir über Gott und ihr Album.

Szary, euer Artwork ist dieses Mal sehr klar und geometrisch ausgefallen. Inwiefern spiegelt dies euer Album wieder?

Wir haben unserem Grafiker relativ spät ein paar Skizzen von einigen Tracks zukommen lassen. Nach einem Tag hatte Martin dann das Artwork parat und es hat für uns dann einfach gepasst, da das Album ja auch sehr reduziert ist. Zum einen sind es ja diesmal nur elf Titel und zum anderen ist es auch produktionstechnisch reduziert. Wir wollten uns mehr auf das Wesentliche konzentrieren und haben bewusst einen Schritt zurück gemacht.

Das Album ist – mit Ausnahmen – in einer relativ kurzen Zeitspanne entstanden. Umreiß´ doch mal grob den Entstehungsprozess!

Mit „War Cry“ war es eine kleine Slalomfahrt, da es eigentlich mal eine Basis für einen Modeselektor Remix eines anderen Tracks war. Dann ist es aber doch kein Remix geworden und dieser Arpeggio ist am Ende übrig geblieben. Wir haben den dann eine ganze Zeit lang mit Moderat gespielt und letztendlich ist es ein Modeselektor Song geworden.

Die meisten Stücke sind aber alle im letzten Quartal von März bis Mai entstanden. Es ist also wirklich ein Fingerabdruck aus dem Jahre 2011 – auch vom Zustand in dem wir uns befanden, denn wir waren absolut nicht glücklich mit all den Sachen.

Wir machen ja zwei Labels und bekommen total viele Demos. Wenn man selber nicht weiß, wohin die Reise mit der eigenen Musik gehen soll und man so viel zugespielt bekommt, von denen manche Sachen gut sind, aber vieles auch uninspiriert, findet einfach ein gewisser Overload statt.

Speziell Gernot hatte letztes Jahr eine richtig fiese Blockade, wodurch wir erstmal nicht so richtig Land gesehen haben. Dann kam der Punkt, an dem wir das Studio komplett ausgemistet und umgebaut haben, um uns neue Hörgewohnheiten zu schaffen. Wir haben dann alles angeschlossen und spielfertig gemacht und das war dann eine schöne Ausgangsbasis für uns.

Ihr habt ja auch ein paar Juke-Einflüsse auf dem Album. Verfolgt und feiert ihr den kleinen Hype, der gerade in der Szene stattfindet?

Klar. Natürlich haben wir uns auch ein bisschen an der Juke-Ästhetik, die ja von total reduzierten 808 Drum Maschinen und völlig überdimensionierten Bassfahnen lebt, orientiert. Wir wollten aber auch einfach mal ein für uns neues Tempo und vor allem neue Patternstrukturen ausprobieren. Shipwreck ist ja kein reiner 4/4 Takt, sondern glaube ich ein 10/4 Takt, in dem diese kleinen Mikrobreaks die Sache immer wieder etwas aufbrechen.

War Thom Yorke denn an der Songidee an sich beteiligt?

Wir haben die Songs erstmal ganz grob gebaut und uns die Files eigentlich immer hin- und hergeschickt. Thom Yorke ist auch ein Mensch, der – ich ich frage mich, wie er das macht – immer online ist.

Dann schickt man ihm eine MP3 rüber, ohne daran zu denken, ob er darauf was machen möchte, sondern um einfach ein bisschen Feedback zu bekommen. Er fand Shipwreck dann absolut großartig und drei Stunden später kam schon was zurück. Er hat uns auch genau im richtigen Moment aufgebaut – eigentlich schon die ganzen Jahre! Er war auch der einzige, der zum Einsingen hier war.

Erzähl doch mal wie die anderen Kollaborationen entstanden sind. Hattet ihr erst die Songideen und dachtet, da muss der oder der Künstler drauf oder sind die Tracks zusammen entstanden?

Bei Miss Platnum war es so, dass Gernot im Auto saß, während ein Song von ihr im Radio lief und er ihre Stimme einfach grandios fand. Über ein paar Ecken wusste man dann auch wie man ein Treffen organisieren kann. Dann kam Ruth hierher und wir haben ihr „German Clap“ vorgespielt. Sie wollte aber gerne noch mehr hören und dann haben wir ihr „Berlin“ – allerdings in einem relativ frühen Stadium – vorgespielt.

Den fand sie geil und hat dann bei den Krauts im Studio für beide Songs etwas eingesungen. Ihr Vocal für „German Clap“ haben wir dann aber verworfen und auch mit Berlin waren wir uns zuerst nicht so sicher, bis Siriusmo, der auch ein ganz wichtiger Kritiker während der Albumproduktion war, gesagt hat, wir müssen den unbedingt fertig machen.

Ansonsten war die Collabo mit Antipop Consortium ja schon lange überfällig und lief sehr unkompliziert ab. Die Jungs haben auch gleich nach mehr Beats gefragt. Genauso mit Busdriver. Wir mussten mit den Spuren nicht mehr viel machen – der ist einfach Profi!

Und in der Mitte vom Song gab’s da einen Monolog, aus dem wir dann mit einem Freund einen Dialog gemacht haben. Und der kommt schon so rüber, als ob derjenige, der Busdriver anruft, ihn ziemlich verarscht und wir dachten erst, „Oh Oh, der findet das bestimmt total daneben“, aber da sieht man mal, dass der Mensch einen ziemlich guten Humor hat, denn er hat das dann einfach so akzeptiert.

PVT hatte ich ganz lange gar nicht auf dem Schirm, bis letztes Jahr das Album rauskam. Mir hat diese Ästhetik super gefallen und dann hab ich gesehen, dass die in Berlin spielen, bin einfach hingegangen und hab ihn kontaktiert. Ich wusste auch gar nicht, dass er in London wohnt, was die Sache dann noch einfacher gemacht hat.

Kurze Zeit später haben wir zusammen mit denen auf einem kleinen Festival in Norwegen gespielt und uns öfter mal getroffen und da eigentlich schon den Entschluss getroffen, mal was zusammen zu machen. Dann haben wir hier eines Tages mit Gordon den Drumtrack eingespielt und es dem Richard geschickt und daraus ist dann der Song entstanden, an dem Moritz auch noch viele Korrekturen vorgenommen hat.

Ihr habt diesen Sommer zusammen mit Marcel Dettmann und Shed die Technoband A.T.O.L. ins Leben gerufen. Wie ist das zustande gekommen und habt ihr die Absicht, das Projekt nach eurem Melt!-Auftritt noch weiterzuführen?

Allgemein treffen wir uns gern mal und dachten dann, es wäre interessant, einfach mal zusammen live zu spielen – einen gemeinsamen Tonträger erstmal ausgeklammert, da jeder von uns einen eigenen Begriff von Techno hat, wir uns aber in einer ziemlich großen Mitte treffen.

Wir sprechen die gleiche Sprache mit einem leichten, dialektischen Unterschied. Das Melt! stand dann an und darauf haben wir dann hingearbeitet. Wir fanden die Sache dann so grandios, dass wir uns durchaus vorstellen können, das nächstes Jahr nochmal auszuarbeiten und weiterzuführen.

Es ist aber nicht so, dass wir uns treffen und proben und dann immer das gleiche Set spielen – was genau das A.T.O.L.-Ding ausmacht! Wir kennen den technischen Umfang, aber der Startpunkt wird immer ein anderer sein, da bei vier Leuten einfach eine gewisse Dynamik drin ist. Manchmal weiß man dann auch nicht, wer gerade was macht. Wir können uns auf jeden Fall auch vorstellen, eine Single oder EP aufzunehmen. Die hätte dann aber auch eher Session-Charakter.

Habt ihr sonst euer Live-Setup für die neue Tour verändert?

Ja, wir planen gerade. Und da werden wahrscheinlich einige Leute traurig sein, denn wir werden fast ausschließlich neue Songs spielen. Der ein oder andere ältere Track wird noch mit dabei sein, aber wir wissen noch nicht genau, welche das sein werden …

 

Noch mehr Info zu Modeselektor, dem neuen Album und ein paar Soundsnippets gibts HIER.

 

Modeselektor Monkeytown Moderat 808 Mikrobreaks Thom Yorke Melt! Miss Platnum Marcel Dettmann und ShedAntipop Consortium

d8efd9d65724487eb3dcb5ff83f1802d