2007.06.19 Kittin Hacker

Miss Kittin & the Hacker

 

Die Fans feierten die Comeback-EP „Hometown“ (GoodLife) des französischen Duos als „Platte des Monats“. Die fröhliche  A-Seite „Hometown“ („ihr bester Track seit „1982“. Ein ruhiger Elektro-House-Tune mit sehnsüchtig-sphärischen Sounds und hypnotischen Vocals von Miss Kittin“) und die düstere, treibende B-Seite „Dimanche“ („Drumrolls und Donna Summer-mässiges Gestöhne werden von sich steigernden Acid-Basslines fortgespült“).

Ihren Höhepunkt erreichten sie 2001 mit dem „First Album“ auf Gigolo, das auch zugleich der letzte Output war. Caroline Hervé, the Nurse in Lack singin‘ Disco und l’homme dans l’ombre, Michel Amato, the man in the shadow behind the keyboards.

Hackers Vorliebe für unterkühlt reduzierten Techno-Electro mit EBM- und Industrial- Einflüssen zog sich durch das ganze Album, das vielmehr eine Ansammlung von Tracks der Jahre 97 – 01 bot. Tracks, in denen Amato aus dem französischen Grenoble vor alten Recken wie DAF oder Cabaret Voltaire seinen Hut zog und ihrem musikalischen Erbe Respekt zollte, ohne sich dreist aufs Trittbrett zu stellen. Klinischer Robotsound der Neuzeit mit Style, vergleichbar mit den Produktionen eines I-F oder Dopplereffekt. Mit dem Unterschied, dass The Hackers Musik sich variabler gestaltete, mehr in Richtung Dancefloor schielte.

„Stock Exchange“, „1982“, „Frank Sinatra“ oder „Nurse“ standen stellvertretend für ansteckend treibenden Hi Energy Sound in Verbindung mit Miss Kittin, die mittels Kühlhaus-Nonchalance ihre Ansichten bezüglich „plastic surgery“ und „sniffin in the VIP Area“ der Menschheit Preis gab.

 

Nach den letztjährigen Mix-CDs „Live At Sonar“ und „A Bugged Out Mix“ erscheint bald Kittins zweiter Solo-Longplayer auf dem eigenen Label. Miss Kittin, im französischen Grenoble geboren und aufgewachsen, ist wohl die bekanntesten Chanteuse im Technozirkus.

Sie gehörte mit Michel Amato zu den ersten ihrer Stadt, die von der Technowelle mitgerissen wurden. Als Raverin unterwegs, begann 1993 ihre nicht ganz freiwillige Karriere als DJane, als sie ihren damaligen Freund eines miesen Mixes beschuldigte und dieser ihr an den Kopf warf, sie solle es doch gefälligst selber besser machen.

Ihre Art und Technik zu mixen, indem sie beispielsweise unorthodox Techno mit Poptracks aus den 80ies kombinierte, brachte ihr Respekt und Anerkennung ein. Mit Michel Amato startet sie das Electro Disco New Wave-Duo Miss Kittin & The Hacker, das mit den Hits „1982“ und „Frank Sinatra“ auf Gigolo Records  schnell Furore macht. Kittins Stil zu singen ist eigenwillig, in Englisch mit zweifelsfrei französischem Akzent verströmt sie eine Mischung aus Erotik und Langeweile zugleich.

Mit ihren ironischen Ansichten und Betrachtungen bezüglich Sexismus, Drogen und Musikbusiness eine einmalige Angelegenheit. Abseits des Duos engagierte sich Miss Kittin als Gastsängerin von Dakar & Grinser, Golden Boy, Felix da Housecat, Justin Berkovi, Detroit Grand Pubahs, Antonelli Electronic, Sven Väth, T.Raumschmiere, Chicks On Speed und veröffentlichte mit „I.Com“ 2004 ihr Soloalbum auf Labels.

Der junge Hacker trieb sich auf Raves rum und lernte in einem Club Caroline Hervé kennen, mit der er später zusam-menarbeiten sollte. Er begann mit 17, zu musizieren, sein bevorzugter Sound Industrial bzw. Electro. 1989 spielte er in einer Band, in die sein Faible für Fad Gadget, DAF, Depeche Mode oder Cabaret Voltaire einfloss. Hacker, der New Wave Schwarzkittel, macht damals einen auf Soft Cell, wanderte nur in schwarzen Klamotten durch die Gegend. Anfangs 90er Jahre vollzog er den Wechsel zu Techno und produzierte einen ersten Track im belgischen Rave-Technostil. Electro ist noch kein Thema. Ein Jahr später stieg er in die Tiefen von Hardcore Techno, zusammen mit Benoit Bollini als XMF veröffentlichte er mehrere Maxis.

Bei Detroit Techno und Electro fühlte er sich bestens aufgehoben, von experimentelleren Techno-Produzenten wie Cristian Vogel oder Neil Landstrumm liess er sich ebenfalls inspirieren. Für Veröffentlichungen legte er sich den Alias The Hacker zu. Mitte der neunziger Jahre bildete Michel Amato mit Caroline Hervé das Duo Miss Kittin & The Hacker. 1999 hatte The Hacker das Album „Mélodies En Sous Sol“ am Start, das er auf dem 1998 gegründeten Label GoodLife veröffentlichte.

Das Grenobler Label teilt er sich mit Olivier (Oxia) Raymond und Alexandre Reynaud. Sein Album bestach durch dunklen Detroit Electro und orientierte sich an alten französischen Thrillern der sechziger Jahre. Auch als Remixer ist The Hacker tätig, so bearbeitet er u.a. Zombie Nations „Kernkraft 400“, „Greed“ von Laurent Garnier oder „Soul on Soul“ von Marc Almond.

Im Winter 2003 verbarrikadiert er sich im Studio im heimischen Grenoble und arbeitete am zweiten Longplayer „Rêves Mécaniques“, das mit Gästen wie Mount Sims, Perspects sowie Miss Kittin aufwartete und im Herbst 04 schliesslich in die Plattenläden kam. 2006 erschien mit „A.N.D.N.O.W.“ die erste Mix-CD von The Hacker. Techno, Electro und 80ies sind die Bezugsgrössen bei seinem Mix.