marc romboy interview album contrast

Marc Romboy Interview

Hallo! Anlässlich deines neuen Albums namens „Contrast“, dass am 06.06. Release hat stehen einige Fragen bei unseren Lesern offen. Du hast mal gesagt, dass elektronische Musik mit ihren Wurzeln bei Kraftwerk und Chicago House deine Passion und dein Leben sind. Spiegeln sich diese Einflüsse auch in deinem neuen Album wieder?
Ja, ich denke schon, dass meine musikalische Erziehung eine grosse Rolle bei jedem Stück spielt, das unter meinem Namen raus kommt. Ich bin als Teenie sehr offen aufgewachsen, was die Musik betrifft. In den frühen Jahren habe ich sehr viel Breakdance und Oldschool Hip Hop gehört, also alles von Whodini, Rocksteady Crew, Grandmaster Flash oder Afrika Bambata. Danach ging es los mit Chicago House, Detroit Techno und Electronic Body Music Ende der Achtziger Jahre. Diese Zeit hat mich enorm geprägt, die zu dieser Zeit in einem Club noch alles lief, von Front 242 und The Smiths bis De La Soul und Sisters Of Mercy. Bei meinem Album hat mich die Deepness vom Chicago House bzw. die Wichtigkeit der Basslines sehr inspiriert und beeinflusst.

Chicago House Legende Mr. K-Alexi z.B. hat auch einen deiner neuen tracks veredelt. Wie kam die Zusammenarbeit zustande? Wie war es für dich mit einem deiner Vorbilder zusammen zu arbeiten?
Es ist wie ein Geschenk und ich bin sehr dankbar dafür, dass gerade K-Alexi, Blake Baxter und Chelonis R. Jones bei diesem Album ihren Beitrag geleistet haben. Alles drei sind wundervolle Menschen und alle haben eine ganz besondere Verbindung zu elektronischer Musik bzw. alle haben unsere Szene sehr massgeblich beeinflusst, auch wenn der eine oder andere z.B. K-Alexi nicht kennen mag. Kaay hat während der frühen Tagen von Acid House unglaublich viele wichtige Produktionen auf dem Kultlabel Trax veröffentlicht und damit viele Leute wie Laurent Garnier, Carl Cox oder auch mich äusserst geprägt. Es war eine riesen Sache mit ihm zu arbeiten, da er voller toller Ideen ist und eine sehr vereinnehmende aussagekräftige Stimme hat. Unsere Gemeinsame „E y mind“ kann ich als Mint Track nur ans Herz legen. Die Nummer kommt komplett ohne Bassdrum aus und ist für mich fast wie eine Hypnose.

In eine bestimmte Schublade stecken lässt sich „Contrast“ ja bei weitem nicht. Wo würdest du deine Compilation einordnen und was bewog dich zu solch einem grandios gegensätzlichen Album?
Der Name „Contrast“ ist natürlich nicht ohne Hintergedanken gewählt. Das Album soll in jeder Sekunde spannend sein und immer neue Impulse vermitteln. Es soll auch meine Offenheit für verschiedene Stilistiken rüber bringen und ich denke, das ist auch gelungen. „The slam“ ist schon fast Hip Hop, was den Beat betrifft und „Elif“ klingt schon sehr nach Jazz, was durch das Saxophon von Philip Noha bewirkt wird, „Sonora“ jedoch ist schon ganz schön technolastig und „Iceland“ ja sehr sphärisch. Eine richtige Soundreise also.

Marc RomboyKommen wir mal zu deiner Person. Wie passt ein Medizinstudium in deine DJ Karriere und Labelgründung Anfang der Neunziger?
(Lacht) Das ist eine sehr gute Frage, über die ich auch schon sehr oft nachgedacht habe. Na, ja, Anfang der Neunziger Jahre war es halt so, dass es in Deutschland bis auf Westbams Label „Low Spirit“ nichts Nennenswertes gab. Die Situation ist ja das völlige Gegenteil von dem, was heutzutage los ist. Wenn man dann sein Abi macht, kommt man nicht auf die Idee zu sagen, ach, wir machen jetzt mal ein Label. Die Sache hat sich einfach so entwickelt. Und als 1993, 1994 die Technoszene explodierte und uns klar war, dass man davon auch seinen Strom und Miete bezahlen kann, haben Klaus Derichs und ich das Label „Le Petit Prince“ gegründet. Mit dem Medizinstudium in Düsseldorf habe ich dann aufgehört, weil es sich auch zeitlich nicht mehr unter einen Hut bringen lies.

Du hast bereits mit zahlreichen namenhaften Acts produziert wie z.B. Booka Shade, John Dahlbäck, Robert Owens etc. Mit welchem Act würdet du gerne persönlich einmal produzieren?
Hui, da kämen jetzt so viele Leute infrage, dass mir jetzt nahezu gar nichts einfällt. Ach, doch, da fällt mir doch gerade Björk ein. Aber ich glaube, die macht keine Featurings, oder? Naja, man weiss ja nie. Ich war nie ein grosser Björk Verehrer, hatte nur ihr Sugarcubes Album im Plattenschrank. Dann habe ich sie live gesehen, auf einem englischen Festival und traute meinen Augen und Ohren nicht. Was für eine aussergewöhnliche und leidenschaftliche Performance. Zurück in Deutschland habe ich mir dann auch sofort ihr letztes Album gekauft und bin seitdem ein Verehrer.

Wie siehst du die heutige Entwicklung der Bezeichnung „DJ“, wenn fast jeder nur noch mit Mac/PC auflegt?
Das habe ich in der Form noch gar nicht beobachtet, aber ich weiss, was Du damit meinst. Die meisten Djs, die ich sehe, legen weiterin mit Vinyl auf und das finde ich persönlich auch am Besten. Wenn ich unterwegs bin, greife ich auch sehr oft zu CDs, weil es beim Reisen einfach praktischer ist. Auf Systematic Recordings werden aber definitiv keine „Online only“ Veröffentlichungen rauskommen. Das ist für mich auch keine richtige Veröffentlichung. Bei der Flut von Digital Produktionen! Wenn jemand nur noch mit dem Laptop „auflegt“, finde ich das schon etwas seltsam. Die Spontanität und auch das Menschliche kämen für mich viel zu kurz.

Abschließend noch die Frage, was bei dir diesen Sommer noch geplant ist. Label-Releases, Festivals oder auch mal was ganz anderes…..?!
Von den Album Tracks kommen diverse Singles raus mit zusätzlichen Remixen. Gerade sitzen einige Kollegen wie Dubfire, Radio Slave, Konrad Black, Jimpster und Oxia an meinen Tracks. Darauf freue ich mich sehr. Auf Systematic habe ich gerade einige neue Künstler unter Vertrag genommen wie Spirit Catcher, Dimitri Andreas und The Dolphins. Festival technisch mache ich ein paar Sachen in Frankreich, spiele beim Dance Valley in Holland und bei der Mixery Love Sensation bei der Love Parade in Dortmund.