M.A.N.D.Y. get physical berlin dj duo

M.A.N.D.Y: Wir haben damals im M1 angefangen…

Philipp David Jung und Patrick Bodmer haben zusammen als M.A.N.D.Y. die Clubmusik der Nuller-Jahre mit ihrem emotionalen, melodiösen und knackigen Minimal-Techno stark geprägt. Ein Glück, dass sich die Partyszene auch in den 2010ern auf die beiden Schwerstarbeiter verlassen kann – denn jetzt drehen M.A.N.D.Y. erst so richtig auf. Zusammen mit DJ T. und Booka Shade gründen sie 2002 das Label „Get Physical Music“, und legen die Latte mit der ersten Veröffentlichung, ihrer „Put Put Put“-EP, gleich verdammt hoch – für sich und das Label.

Doch das Duo übertrifft sich selbst: 2004 hauen sie mit „Achaat“ einen dicken Clubhit raus, und 2005 setzen sie der reduzierten elektronischen Tanzmusik zusammen mit ihren Buddys Booka Shade mit „Body Language“ ein Denkmal und schaffen so einen neuen Elektronik-Klassiker, der heute noch die Ärsche weltweit in Bewegung versetzt. Wir hatten die Möglichkeit, Philipp Jung ein paar Fragen zu stellen.

Get Physical gibt es jetzt 10 Jahre, das Label habt Ihr ja mit Booka Shade und DJ T. im Jahr 2002 gegründet. Wie wird das gefeiert?

Leider ist wie immer viel zu wenig Zeit zum Feiern, wir müssen irgendwann mal die Mannschaft zusammen trommeln und ne Runde schmeißen. Aber natürlich hat niemand von uns bei der Gründung vor 10 Jahren an das Jahr 2012 gedacht. Wir sind alle froh und stolz, es so lange durchgehalten zu haben. Wir haben aber einige Labelparties geplant und ein paar schon hinter uns. Gerade waren wir in Paris mit Lopazz, Javier Logares, Steve Rachmad und wir selbst waren klar auch dabei. Das sind natürlich die schönsten Momente, wenn wir mit den Jungs und Mädels abhängen und spielen. Wird mir nie langweilig!

Wie seit Ihr damals auf die Idee gekommen, ein eigenes Label zu gründen? Gab es dafür einen bestimmten Grund?

Wir waren ja alle schon ne Weile dabei. Jeder in unterschiedlichen Positionen, aber alle irgendwie auch recht erfolgreich und vor allem dicke Buddies. Da lag es nahe, irgendwann mal zu sagen: warum eigentlich nicht? Wir haben alles, was man für ein Label braucht. T. (Thomas Koch) hat dem Label das Startkapital vorgelegt, da damals physikalische Produkte hergestellt wurden und das alles Geld gekostet hat, das ist heute ja ein bisschen einfacher.

Wir wussten auch alle ziemlich genau, welchen Sound wir gerne auflegen würden und somit war das die perfekte Verbindung zwischen uns.

Am Anfang wart Ihr ja 5 Gründungsmitglieder, gab es da nicht auch mal Probleme, wenn nicht alle der gleichen Meinung waren?

Wir waren damals sogar zu sechst, Peter Hayo gibt es ja auch noch. Er war Mitte der 80iger der erste Produzent von Walter & Arno und er ist auch immer noch dabei. Booka Shade & T. haben ja vor 1,5 Jahren die Firma verlassen. Auch aus dem Grund, weil wir gesehen haben, dass wir nicht mehr alle in die gleiche Richtung schauen. Aus Respekt voreinander haben wir dann entschieden, uns beruflich zu trennen und Freunde zu bleiben. T. ist eigentlich unser ständiger Mitarbeiter des Monats und hilft viel bei der A&R Arbeit mit. Und auch zu Arno und Walter haben wir immer noch ein sehr gutes Verhältnis. 

Welche Aufgaben habt ihr genau bei Get Physical?

Patrick ist bei den A&R Entscheidungen dabei und ich kümmere mich ein wenig um alles. Mit Roland Leesker, unserem neuen Partner, Mantu Overbeck, unserem Labelmanager und dem gesamten wundervollen Team stellen wir uns den täglichen Herausforderungen, die uns dieses Business stellt. Aber wir sind sehr guter Dinge, dass wir das alles meistern können. Die Booking- und Event Agentur sind gerade so unsere aktuellen „Baustellen“, aber auch da haben wir sehr gute Pläne und fantastische Leute. Markus Nisch, der u.a. lange mit Monika Kruse, Thomas Schumacher und Paul van Dyk gearbeitet hat, steht dieser Abteilung vor und macht auch einen super Job.

Habt Ihr mit Get Physical alles erreicht, was Ihr wolltet oder gab es auch mal Rückschläge?

Wir haben bestimmt viel erreicht, aber es gibt noch tausende Sachen, die ich gerne erreichen würde. Es bleibt spannend! Und natürlich gibt es Rückschlage, immer wieder. Sehr müßig manchmal, vor allem in einem Business, mit dem kein Geld zu verdienen ist. Die Leute glauben es ja kaum, aber wir haben in den zehn Jahren keinen einzigen Cent aus der Firma geholt, es ist alles wieder hineingeflossen, um neue Künstler zu supporten oder Personal zu bezahlen. Aber beschweren tue ich mich nicht, es macht mir immer noch einen Riesenspaß, mit all diesen talentierten und großartigen Menschen zusammen zu arbeiten.

Für viele Musiker fängt der Tag erst am Nachmittag an. Wie ist das bei Euch? Wie sieht ein Tag von M.A.N.D.Y. aus?

Ich bin eher ein früher Vogel, ich stehe um die 8 Uhr auf und gehe dann oft zum Sport oder arbeite schon mal bisschen vor.

Wenn ich in Berlin bin, bedeutet das Meetings und Office Work und hier in New York Studiotime von 11-21Uhr. Freie Tage kenne ich eigentlich gar nicht so, außer mal auf Reisen, aber mit einer eigenen Firma gibt es halt auch immer was zu regeln.

Wenn Ihr Eure Platten produziert, welche Hard- und Software benutzt

Ihr dann?

Wir arbeiten eigentlich immer mit Ableton und Logic (Rewire) und zwar gleichzeitig. Hier in New York haben wir auch noch so schöne Geräte wie den Virus TI, Micro Korg, Quasimodi Polymorph etc., das Mixing ist immer analog.

Ihr legt am Wochenende meist getrennt voneinander auf. Gibt es dafür einen Grund?

Na ich bin ja sehr oft in den Staaten, das ist ein Grund. Aber stimmt schon, wir versuchen das gerade wieder ein bisschen umzudrehen. Und wenn wir gemeinsam auflegen, brauchen wir ein bisschen mehr Zeit und meistens bekommt man ja nur so 2 Stunden im Club. Aber wir arbeiten dran, versprochen!

Insgesamt kann man allerdings feststellen, dass ihr Deutschland kaum auflegt. Ist das nicht etwas schade?

Auch daran arbeitet unser tüchtiger Booker Markus Nisch seit Anfang diesen Jahres und es wird schon bisschen mehr. Wir lieben Deutschland und wollen wirklich mehr hier spielen. Wir haben es schlicht und einfach vernachlässigt und wollten erstmal die Welt erkunden.

Was denkt ihr über die aktuelle GEMA Diskussion? Wird es wirklich so schlimm, wie alle sagen und wird es ein großes Clubsterben geben oder denkt Ihr, dass das auch etwas hoch gespielt wird?

Wir haben so viele intensive Diskussionen darüber geführt. Das Problem ist, dass von den Clubs natürlich die Diskussion sehr einseitig geführt wird. Vieles, was die GEMA macht, ist sehr sinnvoll – natürlich ist es auch eine Behörde mit einem viel zu großen Wasserkopf – aber so dramatisch wie einige Clubs es darstellen, ist es dann am Ende (hoffentlich) doch nicht.

Am 27. Oktober ist M.A.N.D.Y. endlich mal wieder in Stuttgart und zwar in der Romy. Wie habt Ihr Stuttgart in Erinnerung und was erwartet die Gäste?

Wir haben damals im M1 angefangen und dann in vielen verschieden Clubs gespielt. Die Stuttgarter waren immer ein musikinteressiertes Publikum; zumindest gab es immer 1-2 Clubs, die die feine elektronische Musik repräsentiert haben und auch in schwierigen Zeiten nicht locker gelassen haben. Respekt dafür und weiter so bitte. Auf ganz bald! Philipp