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Labelfeature: Acid Fuckers Unite im Gespräch mit Thomas P Heckmann

Hallo Thomas, vor bereits mehr als 17 Jahren hast du deine Labels Trope Recordings und Acid Fuckers Unite, auch bekannt als A.F.U, ins Leben gerufen. Da wir diesbezüglich das erste Mal miteinander Sprechen, würde ich dich bitten, uns kurz mitzuteilen, wie das damals alles seinen Anfang nahm? Was hat dich damals motiviert, ein eigenes Label bzw. gleich mehrere zu starten?

Angefangen habe ich bei Force Inc. Anfang der 90er und war da auch schon sehr erfolgreich mit meinen Projekten Exit 100 (was auch auf Mute rauskam) und AGE. Dann wurde Force Inc. mehr und mehr zum Breakbeat-Label und dann habe ich als Spectral Emotions bei Labworks und Purple Plejade bei Djax-Up veröffentlicht. Da ich das Labelbusiness dann schon ganz gut kannte und mein neuer Sound nicht so wirklich irgendwo hinpasste, hab ich dann Trope Recordings und mein Drax Projekt gestartet. Das ist dann gleich durchgestartet und da hatte ich auch meine ersten großen Hits mit den Drax Titeln Phosphene und Amphetamine. Als Sublabel für Acid und Clubsachen habe ich dann 1994 noch das Label A.F.U. Music gestartet.

Gerade in der Anfangszeit waren Trope (später Wavescape)und A.F.U, ja echte Hitmaschinen. Unvergessen natürlich „Amphetamine“, „Kind der Nacht“ oder „Knarz“, um nur mal ein paar wenige zu nennen.

Ist es eigentlich schwierig für ein Label und einen Künstler, wenn man mit solch prägenden und zeitlosen Klassikern in Verbindung gebracht wird? Steht man da nicht unter sehr großen Druck, von da an ständig einen Hit abliefern zu müssen?

Man darf da nicht zu sehr darüber nachdenken und muss sich auf das wesentliche konzentrieren. Meine erfolgreichen Tracks sind auch aus dem Underground hochgewachsen und waren nie als Hits gedacht. Ich habe auch nie versucht, mal einen „Hit“ zu machen, das funktioniert bei mir so nicht. Ich habe immer erst mal Musik für mich gemacht und nie darüber nachgedacht, was mal daraus wird. Wenn man krampfhaft versucht, was zusammen zu schustern, wird da nichts draus.

Ich habe ja auch immer gerne experimentelle Sachen rausgebracht, wie z.B. Si Begg & Christian Vogel, Mono Junk, Black Labs, usw.

Amphetamine und Sync In sind z.B. in nur wenigen Stunden und live direkt auf DAT entstanden. War dann schon sehr lustig, mit Silent Breed – Sync In (in dem nur eine 808, 101, 909 und 202 benutzt wurden!) auf der Bravo Hits neben Madonna und Backstreet Boys zu landen! Die Kehrseite dabei ist allerdings, dass sobald etwas Ausgefallenes oder Unvorhergesehenes erfolgreich ist, jeder aus dem Kommerzbereich das dann klaut und für seine Zwecke benutzt!

So zwischen 1998/99 und 2005 jedoch wurde es dann sehr ruhig um die Labels. Was ist damals passiert bzw. woher kam dieser „Einbruch“?

Es wurde nicht ruhig, Trope und A.F.U. Music wurden wegen Geldproblemen usw. mit Neuton damals eingestellt und dann ging es ja auch erfolgreich mit Wavescape und Subwave weiter und auf Force Inc. kamen meine Projekte Knarz und Welt In Scherben raus. Die Sync In ging ab ohne Ende…

Nun aber genug in der Vergangenheit gekramt… Seit 2005/2006 ist A.F.U. ja wieder ganz vorne mit dabei. Regelmäßige, fette Releaes von sehr bekannten Namen wie Butch, Popof, Jesper Dahlbäck oder von dir selbst natürlich. Aber es sind auch immer wieder neue, frische Namen dabei.  Wie wählst du denn die Künstler für deine Labels aus?

Eigentlich wähle ich immer nach meinem Geschmack aus und schaue nicht so sehr auf den Bekanntheitsgrad eines Künstlers. Als ich die erste Butch oder Popof rausgebracht habe, waren die auch noch bei weitem nicht so bekannt wie heute und haben durch A.F.U. auch einen guten Schub bekommen.

Es kommen auch täglich unendlich viele Demos bei mir an und ich versuche auch wirklich immer reinzuhören. So finde ich halt immer wieder kleine Perlen.

A.F.U ist glaube ich auch ein gutes Beispiel dafür, dass man auch noch als unbekannter Künstler etwas Erfolg haben kann. Ich glaube da auch nicht so sehr an Hypes, sondern konzentriere mich mehr auf die Langlebigkeit der Artists.

Ist es dir dabei auch wichtig, Künstler längerfristig an dich bzw deine Labels zu binden?

Gerade Felix Bernhardt ist hier ein gutes Beispiel wie ich finde. Er wurde ja durch Releases auf A.F.U erst bekannt und ist inzwischen regelmäßig mit Releases auf deinem  Label am Start.

Bei mir gibt es mit allen Künstlern nur sehr faire Absprachen und ich binde da niemanden direkt an A.F.U. Die können alle weiterhin andere Sachen rausbringen… aber da es mit A.F.U. wohl gut läuft, bekomme ich auch die besten Sachen und alle arbeiten gerne mit mir zusammen 😉

Felix ist auch ein sehr fleißiger und sehr guter Produzent, verkauft sehr viel Vinyl und kommt auch sehr gut rum mittlerweile. Lowkey & Kardinal aus Frankreich gehen auch richtig ab zur  Zeit. Alex Long und Francesco Grant machen sehr geile Techno-House Platten, die ganz gut zeigen, dass House auch abgehen kann 😉 Dann noch Harry Axt, der immer wieder lustige und fette Sachen macht…Millozzi & Petroni aus Italien.

Du bzw. ihr setzt ja auch nach wie vor auf Vinyl. Was treibt euch da nach wie vor an, auf dieses Format zu setzen? Ist heutzutage ja längst nicht mehr an der Tagesordnung.

Ich finde Vinyl für mich persönlich einfach als Medium für Musik sehr wichtig, weil es wesentlich mehr darstellt als einfach nur ein Digitalrelease. Jemand könnte selbst noch in 100 Jahren eine Platte von mir finden und die mit einer Nadel an einer Postkarte und einem drehbaren Untersatz abspielen. Bis dahin werden schon sehr viele Files der digitalen Welt nicht mehr existieren. Musik hat für mich auf Tonträgern einfach mehr Wert und macht mir mehr Spaß, als nur noch mit Files zu arbeiten. Da bin ich wohl ein Romantiker, aber bin ja auch mit Vinyl aufgewachsen. Und da ich ja auch selbst noch Mastering und Vinylschnitt mit Andreas Kauffelt in der Schnittstelle mache, bin ich auch in fast allen Schritten der Herstellung involviert. Deejay.de ist auch als Shop und Vertrieb ein starker Partner, da kann ich auch mit den heutigen Auflagen weiter machen. Allerdings finde ich z.B. die ewige Diskussion ob digital oder analog auch langsam überflüssig und reine Zeitverschwendung ! Beide Medien haben ihre Vor- und Nachteile, ich nutze einfach das Beste aus beiden Welten.

Wie sieht denn der kommende Releaseplan deiner Labels so aus. Kannst du da schon etwas verraten? Auf was dürfen wir uns  in den kommenden Wochen und Monaten freuen?

2012 wird auf jeden Fall wieder fett Gas gegeben! Es kommt eine neue Maxi von Sven Dedek als Electric Envoy, eine neue Felix Bernhardt, Francesco Grant und endlich auch mal wieder eine ganze Menge neues Material von mir. Hab mich ja etwas zurückgehalten in den letzten Jahren und hatte auch durch die Labelarbeit zu wenig Zeit und Kopf zum Musikmachen. Hatte ja fast nur Platten mit Freunden gemacht, Jesper Dahlbäck, Butch oder G-Man. Aber jetzt geht es wieder los…

Ebenfalls brandaktuell und als Remake erschienen: Christopher Just`s Disco Dancer.  Das Original ist natürlich ein unstrittiger Klassiker. Aber auch die beiden Remixe von Harry Axt und Felix Bernhardt sind echt fett.  Wie kam es zu dieser Idee, diesen Klassier wieder aufleben zu lassen? Sind vielleicht auch noch weiter Remakes von Klassikern geplant?

Hatte mal irgendwann wieder angefangen, den Track in meine DJ-Sets einzubauen, da ich ja auch immer gerne ein paar Klassiker spiele.

Und da Christopher und ich alte Freunde sind, dachte ich mir, man könnte die ja noch mal machen. Es gab zwar unendlich viele Remixe davon, aber irgendwie hatten die immer das Original vergessen. Ich hab es dann mal einem neuen Mastering unterzogen und aufpoliert. Ursprünglich wollte ich ja noch einen Mix machen, aber die Zeit war wieder mein größter Feind 😉 Aber die Remixe von Harry Axt und Felix Bernhardt transportieren das Thema doch mehr als bestens nach 2011.

Ich habe da auch noch ein paar Ideen in dieser Richtung, aber da wird noch nichts verraten…

In diesem Sinne vielen Dank und ab geht er.