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Die ganze Welt hat auf uns geblickt, als wir durch Essen marschiert sind.

Mike LittDie ganze Welt hat auf uns geblickt, als wir durch Essen marschiert sind. Jetzt müssen wir uns wieder selber anschauen.

 

Die Digitalisierung hat zu dramatischen Veränderungen im Berufsbild des Fotografen / der Fotografin geführt. Aber nicht nur das. Jeder von uns: privater Partygänger, DJ, Thekenbedienung… Wir alle müssen uns darüber Gedanken machen, wie wir ein möglichst gutes Bild abgegeben, wenn wir nicht binnen weniger Stunden auf irgendeinem Partyportal als entstelltes Schreckgespenst erscheinen wollen.

Und die Gefahr ist groß: es gibt mittlerweile so viele Fotoscouts, dass ich mich frage, ob das jetzt der absolut neue Traumberuf ist – oder ob Fotografieren als Hobby anderen Freizeitsportarten wie Nordic Walking, Kegeln und Skatspielen den Rang abgelaufen hat.
Ich freue mich immer, wenn ich mal kurz aufs Display kucken und abnicken darf, welche Traumaufnahme von mir erscheinen soll. Aber offen gestanden: oft ist es zu dunkel, gelegentlich vermasselt der Lichteinfall eine klare Sicht und manchmal funktioniert auch mein eigener Autofokus nicht mehr gut genug, um beurteilen zu können, ob das Motiv gelungen ist. Ich sag einfach nur noch „Super!“ und vertraue auf die alte Fotografenweisheit, dass unter 500 Aufnahmen immer drei gute dabei sind.

Es gibt aber auch Menschen, die nehmen jeden Ausgehtermin wie ein professionelles Fotoshooting. Ein paar Extratrainingsheiten können da nicht schaden, bevor man sich auf den Weg zur Party macht. Ein Schal als Accessoire ist auch bei 35 Grad nicht schlecht. Und ganz neu: Der Tätowierstrumpf (zieht man sich über den Arm … sieht aus wie ein Tattoo). Ich glaube, das wird noch ein richtiger Renner.

Ein paar Botschafter dieses neuen Trend-Gimmicks sind schon schwer in Düsseldorf unterwegs, um das Ding zu breaken. (Bei dem einen weiss ich nicht genau, ob´s nicht vielleicht doch echte Tattoos sind?) Falls im Winter die Tattoo-Strumpfhose rauskommt, bin ich jedenfalls dabei. Und dann will ich verdammt noch mal ganz, ganz viele Aufnahmen von mir. Wenn ich dann in 20 Jahren – vielleicht mit Kindern, Enkelkindern oder Freunden – ein paar Foto-Festplatten aus dem Regal ziehe, um mir alte Bilder anzuschauen, und wir kommen nach 9 Stunden bei den Tattoo-Pics an, dann sag´ ich: „Ja, das war eine tolle Zeit damals, aber irgendwann habe ich mir die Dinger wieder weglasern lassen!“ Alle werden begeistert lachen über die komische Mode, die damals angesagt war …. und damit nicht nur die Tattoo-Strumpfhose meinen.

Also, ich nehme alles zurück! Ich will mich gar nicht beschweren. Bitte kräftig weiter knipsen!