Interview Monika Kruse live UAF

INTERVIEW live @ UAF: Monika Kruse

 

Wir waren bei Österreichs Number One Festival, dem UAF Festival live dabei und haben ein Interview mit DER Dame im Techno-Business überhaupt ergattert! Liest mit wie die charmante Deutsche uns ein bisschen was aus ihrem Leben erzählt!

Ein super Set war das. Wie geht’s dir, was gibt’s neues bei dir?
Danke mit geht’s gut, es ist nur etwas kalt hier, echt scheiß Wetter. Ich sag immer „its time for a change“, aber bitte nicht bei den Jahreszeiten! Mai ist wie April, April war wie Mai in Deutschland, von den Temperaturen her. Wie geht’s mir, was gibt’s neues? Auf Terminal M passiert gerade sehr viel. Es sind grade die ersten Remixes draußen für mein Album. Ein paar Wochen später wird es die 2. Remix Edition geben. Dann gibt’s nen Sommerhit und dann auch mal wieder was von mir. Also es passiert einiges beim Label.

Wie findest du das Urban Art Forms? Wie war dein Gig? Wie war die österreichische Crowd?
Es war toll, es war einfach nur zu kalt und vielleicht auch ein bisschen zu früh. Ich war überrascht, dass um diese Uhrzeit schon so viele Leute da waren. Vor allem an einem Freitag, wo die Leute eigentlich arbeiten müssen. Ich war positiv überrascht, weil ich dachte es wird leer sein. Aber das Wetter ist halt scheiße und ich habe auch gefroren auf der Bühne. Es drückt ein bisschen. Aber die Leute waren nett und die Crowd ist super.

Es ist ja doch Österreichs Top Festival. Findest du, es kann mit anderen bekannten, internationalen Festivals mithalten?
Ja, auf alle Fälle. Vom Line-Up war es ein Wahnsinn, allein der Main Act Kraftwerk. Ich bleibe auch bis Kraftwerk, obwohl ich sie schon zweimal gesehen hab, schon vor 15 Jahren. Das Line-Up ist ein Wahnsinn und übertrifft sehr viele andere Festivals.

Kommst du auch privat nach Österreich, vielleicht zum Skifahren oder so? Zieht es dich hin und wieder nach Österreich?
Ja, auf alle Fälle zum Snowboarden.

Wohin geht’s da?
Als ich noch in München gewohnt habe, waren es die näheren Regionen wie St. Johann, aber nicht Kotzbühel, ..ääh.. Kitzbühel  das ist mir zu schick. Ich finde Lech auch ganz gut, aber da war es auch ein bisschen Schicki-Micki und teuer. Obertauern finde ich gut. Ihr habt ja die besten Berge hier! Ich habe letztens in Salzburg aufgelegt und es war so schön, das Panorama hier am Land, die Berge und die Stadt, es ist einfach traumhaft! Linz liebe ich auch, weil die Leute dort richtig gut feiern. Linz ist eigentlich die heimliche Techno-Hauptstadt. Aber nichts gegen die Wiener, das Flex kann auch sehr gut mithalten!

Gibt es überhaupt einen bestimmten Ort oder Club auf der Welt, der dir besonders gut gefällt?
Berghain, Berlin. Es ist so speziell, die Philosophie der Bergehain Jungs, sowohl musikalisch als auch dass sie versuchen, eine Nische zu finden für die Schwulen, die sind ganz offen. Sie probieren musikalisch sehr viel aus. Es geht nicht darum die meisten Leute anzuziehen sondern einfach nur um die interessante Musik! Und zeitgleich auch das Berliner Stadttheater in den Nebenräumen. Da passiert so viel, Ausstellungen, Theater-vorstellungen. Das finde ich großartig! Einfach mit dem Hintergedanken, Kultur zu fördern, egal in welche Richtung es geht. Sie muss einfach nur gut sein!

In Berlin habt Ihr auch die Möglichkeiten, da stellt sich kein Amt permanent dazwischen!
Naja, Ämter haben wir schon auch dazwischen.

Aber im Gegensatz zu Wien! So wie in Berlin funktioniert das bei uns leider nicht. Wir haben ja im Flex jetzt auch die 4 Uhr – Sperrstunde.
Das ist echt fies!

Das ist ein gewaltiger Schnitt bei uns in die Szene.
Das habe ich auch erlebt, als ich dort gespielt habe. Mir wurde gesagt, sie wissen nicht genau wann sie zumachen müssen, weil die Polizei vielleicht auftauchen kann. Und mitten im Set mussten wir dann Schluss machen.

Das ist deprimierend für einen Künstler.
Ja, total!

Wie bist du überhaupt zum DJing gekommen? Wie bist du das erste Mal mit elektronischer Musik in Berührung gekommen?
Ich habe immer schon Musik geliebt und mich für musikalische Stile interessiert. Schon während der Schulzeit habe ich von meinem ganzen Taschengeld nur Platten gekauft.Dann ging es langsam los mit elektronischer Musik, aber es war ja noch nicht so weit verbreitet. Das war vor 18 Jahren, da gab es noch keinen Techno-Hype, es war alles noch im Anfangsstadium. Ich habe mich nie getraut aufzulegen und mein damaliger Freund hat mich mehr oder weniger dazu überredet. Er kannte einen Club, der DJs sucht und meinte, ich soll mich dort mal vorstellen. Und so hat das ganze begonnen.

Monika Kruse DJane Techno BerlinWas denkst du über die Bezeichnung „Monika Kruse – die Grand Dame des Techno“?
Ich bin groß, ja….lacht! Mit 1,83 m bin ich die Grand Dame! Ich kenne keine größere DJane.

Aber du bist eigentlich schon die führende Frau in Sachen Techno, zumindest die bekannteste. Woran glaubst du liegt es, dass so wenige Frauen hinter den Turntables stehen?
Da fragst du die falsche Frau. Du solltest eher die fragen, die es nicht machen!Es ist ein harter Job, man muss hartnäckig bleiben und sich durchsetzen. Anfangs wird man skeptisch beobachtet, ob man das wirklich aus Liebe zur Musik macht oder wegen Geld und Prestige. Aber ich kann nicht sagen, warum es weniger Frauen als Männer gibt.

Kannst du dich noch an dein erstes Vinyl erinnern?
Ich glaube das war Pumuckl oder so… lacht!

Ich meinte in der elektronischen Schiene!
Eurythmics, Here Comes the Rain Again. Die Maxi-Single.

Wie stehst du zum Thema Vinyl vs. Digital?
Vinyl! Wobei ich mittlerweile sehr viele CDs auflege, weil mir viele Sachen vorab zum Download zugeschickt werden. Und dann hat man es noch nicht auf Vinyl, weil es noch nicht gepresst ist und ich lege inzwischen die CD auf. Aber um die Labels zu unterstützen kaufe ich sie dann doch auf Vinyl nach, weil es schwer geworden ist für die Labelinhaber, Vinyl zu verkaufen.

Glaubst du Vinyl hat wirtschaftlich überhaupt noch eine Zukunft?
Wirtschaftlich, nein. Ich weiß von vielen Kollegen, die Labels besitzen, dass sie draufzahlen. Das ist bei mir auch so, ich finanziere mein Label durch meine DJ-Gagen. Und du siehst, dass jeder auf Traktor, Final Scratch oder Serato wechselt. Irgendwie kann ich es verstehen, aber andererseits wer soll dann noch die Platten kaufen? Dann überlegt man zweimal, was man wirklich rausbringt, obwohl es gute Musik ist, weil man die Kosten nicht mehr rein bekommt. Es ist schade! Es ist im Moment schwierig für den Musikmarkt. Deshalb appelliere ich an alle, bleibt dem Vinyl treu! Oder wenn ihr schon etwas downloaded, bezahlt bitte dafür, die 1,99€. Sonst wird es bald keine Techno-Musik mehr geben.

Wie findest du die Entwicklung der elektronischen Musik?
Gut. Es gab immer Schwankungen aber mittlerweile geht es bergauf. Ende der 90er gab es diesen „Sell out“, wo auch die grottenschlechten Tracks in den Charts gelandet sind. Ich habe mich selbst geschämt, zu sagen, dass ich Techno auflege. Zum Glück ist dieser Hype zurückgegangen und was jetzt noch stattfindet, finde ich wirklich gut. Die Clubs sind voll, die Raves sind voll – was will man mehr!

Terminal-M-weiss-logo-2014Wann kam dir zum ersten Mal der Gedanke, ein eigenes Label zu gründen?
Ende der 90er Jahre, im Jahr 2000 habe ich mein eigenes Label gemacht.

Welche Philosophie und welche Ideen stecken hinter deinem Label?
Es ist ganz wichtig, dass ich die Künstler persönlich mag. Weil ich ja immer draufzahle! Das möchte ich nur für Leute machen, die ich sympathisch finde und bei denen ich ein gewisses Potential erkenne. Ich gebe den Künstlern eine Plattform, um sich zu entwickeln. Und gute Tracks sind natürlich auch wichtig!

Und woher kommt der Label-Name?
Terminal M? Wenn ich unterwegs bin, außer auf großen Festivals trifft man nie irgendwelche Kollegen, weil jeder immer in seinem Studios ist. Aber komischerweise trifft man sich immer auf Flughäfen. Wenn ich freitags am Flughafen keinen Kollegen treffe, mach ich mir fast schon Sorgen! Deshalb bin ich auf Terminal gekommen. Und unter „M“ kann sich bestimmt jeder was vorstellen, zum Beispiel Monika oder Musik…

Wie empfindest du die derzeitige Marktsituation?
Scheiße, richtig scheiße. Gerade jetzt mit der Finanzkrise ist es ganz schlimm. Deshalb appelliere ich noch einmal an alle Leute! Sollen wir alles einstellen und nur auf irgendwelche Hits warten? Schwierige Tracks beiseite lassen, obwohl es schöne Musik ist, weil man weiß, es verkauft sich vielleicht nicht gut? Es ist traurig! Ich hatte diese Woche ein Meeting mit meinem Vertrieb. Die hatten von einer Platte, die im Magazin Groove in den Top Ten, sogar auf Platz 2, war 400 Stück verkauft! Und man muss bedenken, es ist ein Büro zu bezahlen und die Angestellten, Mastering, Grafiker, die Produktion. Und überbleiben sollte auch noch was, aber damit rechne ich gar nicht mehr. Es wäre schon schön, bei 0 auszusteigen.

Bei den Platten macht sich die Finanzkrise schon bemerkbar, aber die Partyszene boomt. Die Leute feiern eigentlich mehr als je zuvor! Es ist immer so, wenn es den Leuten schlecht geht, brauchen sie auch ein Ventil. Wenn ich angespannt bin gehe ich auch gerne aus.

Wo liegen deine musikalischen Roots? Womit hast du begonnen, bevor du zur elektronischen Musik gekommen bist?
Funk, Soul, Latin American. Das höre ich auch privat gerne.

Spielst du lieber in kleinen Clubs oder auf Großveranstaltungen?
Das ist schwer zu sagen. Die Energie auf Großveranstaltungen ist ein Wahnsinn, da bekommt man eine Gänsehaut. Aber in kleinen Clubs kann man auch anders spielen, das liebe ich. Auf Großveranstaltungen spiele ich meistens härter, in den kleinen Clubs kann man auch mal schwierigere Platten ausprobieren und ein bisschen experimentieren. Die Leute direkt vor einem zu sehen ist so schön, es ist viel persönlicher. Nur auf Großveranstaltungen zu spielen, würde mich langweiligen.

Welche Aspekte spielen bei deiner Track-Auswahl eine wichtige Rolle? Wie selektierst du?
Naja, zum Beispiel heute dachte ich mir, ich probiere es mit einem ruhigen Anfang. Dann war es aber so kalt und ich musste einfach ein bisschen Gas geben. Jedes Set ist anders und dem Moment angepasst. Im Sommer bei Sonnenschein hätte ich komplett anders gespielt.

Hast du neben deinem ganzen Techno-Stress noch Zeit für Hobbies? Wenn ja, für welche?
Mein wichtigstes Gut sind meine Freunde und meine Familie. Deshalb nehme ich mir auch oft ein Wochenende Zeit, um etwas mit den Freunden oder der Familie zu machen. Ich mache aber auch Sport, Wakeboarding oder Snowboarden im Winter, Joga zum Energie sammeln und um sich selbst zu finden.

Was war dein schönstes und dein verrücktestes Erlebnis in deiner Techno-Karriere?
Es gab so viele schöne Momente. Es kann ein Track sein den du sehr liebst und du Gänsehaut bekommst, wenn du ihn spielst.

Die verrücktesten Momente sind wahrscheinlich schwer zu definieren. Da erlebt man viel in der elektronischen Szene, oder?
Nach dem Auftritt wird’s dann meistens verrückt, aber auch musikalisch gibt es manchmal Momente, die sind ein Wahnsinn!

Der Festivalsommer läuft gerade richtig an. Was sind deine Highlights für 2009?
Gummistiefel. Ich habe schon 2 paar Socken an und es ist immer noch zu kalt. Deshalb glaube ich sollte ich mir endlich Gummistiefel kaufen, um richtig vorbereitet zu sein. Es gibt da ein Festival in der Nähe von Berlin, sehr Underground, deshalb darf ich auch nicht mehr darüber sagen. Aber darauf freue ich mich sehr. Meinen Geburtstag werde ich im Berghain feiern, dann gibt es Nature One, ich freue mich auch auf meine Ibiza Gigs im Space oder Zoo Project.

Monika, vielen lieben Dank für das liebe Interview! Wir freuen uns auf dein nächstes Gastspiel in Österreich, bis zum nächsten Mal!

Sehr gerne.. Bis zum nächsten Mal!