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Die Stellungnahme des U60311 zum Todesfall von Lee John †

Nachdem ja nun etliches über den Vorfall im U60311 vom Morgen des Ostermontages in den letzten fast eineinhalb Wochen Bericht wurde, haben sich nun auch die Betreiber des U60311 mit einer offiziellen und zusammenfassenden Stellungnahme gemeldet:

Wir sind von der Tragödie des letzten Montags noch immer zutiefst erschüttert. In diesen Tagen sind unsere Gedanken bei den Angehörigen des Verstorbenen, denen wir auf diesem Weg unser tiefstes Mitgefühl und unsere Anteilnahme aussprechen möchten. Dies werden wir auch persönlich tun.

Nach den letzten Tagen, die für uns alle eine nie da gewesene Extremsituation bedeuteten, ist es durch widersprüchliche und teils falsche Darstellungen und einer auch für uns unübersichtlichen Informationslage bei Euch möglicherweise zu vielen Missverständnissen und offenen Fragen gekommen. Hierzu haben auch wir durch vorschnelle Stellungnahmen, bei denen wir uns auf Aussagen anderer verließen, beigetragen.

Daher zunächst eine Darstellung der Vorfälle der vergangenen Tage nach aktuellstem Erkenntnisstand: Am Morgen des Ostermontags kam es im 311 zu einer Auseinandersetzung zwischen Türstehern der von uns beauftragten Firma und einem unserer Gäste, dem 31-jährigen Lee John. Die genaue Ursache und der genaue Ablauf sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vollständig ermittelt, da es widersprüchliche Zeugenaussagen gibt.

Es gibt Personen, die aussagen, dass ein Türsteher von dem Gast mit einer Glasflasche getroffen wurde, bevor die Türsteher die Situation unverantwortlich und unkontrolliert eskalierten. Andere Zeugen können sich an den Angriff mit der Flasche nicht erinnern.

Fest steht: Im Zuge dieser gewalttätigen Auseinandersetzung verlor Lee John das Bewusstsein. Danach wurde er von den Türstehern vor die Tür getragen, dort liegen gelassen und erst nach einigen Minuten von seiner Lebensgefährtin aufgefunden. Das unentschuldbare Handeln der Türsteher verurteilen wir, alle Mitarbeiter unseres U60311, aufs Schärfste.

Denn eines müssen wir klarstellen: Die Türsteher waren keine Angestellten unseres U60311. Sie waren Angestellte einer Sicherheitsfirma, die wir mit guten Referenzen zu Eurem und unserem Schutz beauftragt haben. Im Gegensatz zu einigen Darstellungen, besaßen nach Angabe der Security Firma alle Türsteher den gesetzlich vorgeschriebenen 34A Schein.

Dieser bestätigt, dass die Türsteher eine Unterrichtung über die notwendigen rechtlichen Vorschriften erhalten und eine Sachkundeprüfung bestanden haben.
Keiner der Türsteher war nach Polizeiangaben vorbestraft. Es war für uns daher nicht vorstellbar, dass bei diesen angeblich qualifizierten Türstehern ein derartiges Eskalationspotential vorhanden war.

Sie sollten in unserem Club dafür sorgen, dass Gewalt und Verbrechen vor der Tür bleiben. Natürlich ist dies nur mit einer gewissen Präsenz möglich, da nicht jeder potentielle Gast ein von uns gern gesehener Gast ist. Durchsetzungsvermögen: JA, aber mit Deeskalation, nicht Eskalation. Und schon gar nicht mit brutaler Gewalt.

Selbstverständlich haben wir Konsequenzen gezogen: Wir arbeiten noch enger mit Polizei, Kriminalamt und Behörden zusammen. Zu Eurem und unserem Schutz können wir hier keine näheren Angaben machen, aber unser Ziel, einen Club ohne Drogen und Gewalt zu betreiben, wird dadurch noch stärker verfolgt werden.

Der Türsteherfirma wurde sofort gekündigt. Unmittelbar nachdem Lee John mit schweren, inneren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert worden war, wurde das U60311 auf Grund von Spurensicherung, Ermittlungen und der Tatrekonstruktion von Montag bis Mittwochnachmittag versiegelt.

Am Mittwochnachmittag ereilte uns die schreckliche Nachricht, dass Lee John seinen schweren Verletzungen gegen 13:00 Uhr erlegen war. Unter Schock mussten wir eine Entscheidung treffen: Mittwochabend die Tür öffnen oder nicht? Wir fragten Freunde, Bekannte, alte Hasen der Szene, andere Clubbetreiber, Mütter, Väter, Geschwister. Was sollten wir tun? Die Meinungen waren gespalten. Auch die Diskussion auf Facebook, die wir sehr nachdenklich verfolgt haben, war stets kontrovers.

Leider hat sich diese Meinungslage auch in einem Nachrichtenchaos unsererseits gezeigt. Wir sind froh, dass wir am Mittwoch letztendlich nicht geöffnet haben. Diese Entscheidung war richtig. An dieser Stelle möchten wir aber klarstellen, dass die Diskussion am Mittwoch zu keiner Zeit unter finanziellen Gesichtspunkten geführt wurde.

Mittwoch und Donnerstag sind für uns Abende, an denen wir jungen Nachwuchs DJ’s und Acts die Möglichkeit geben wollen sich und ihre Kunst dem Publikum zu präsentieren. Dieses Publikum sprechen wir mittwochs und donnerstags größtenteils mit freiem Eintritt an. Dies sind Abende der Förderung, nicht des Geldverdienens. Es war nie unsere Absicht, Eure Gefühle oder die Gefühle der Angehörigen des Verstorbenen durch unsere Entscheidungen zu verletzen.

Da uns dies nicht gelungen ist, was wir vielen persönlichen Zuschriften und Facebook Kommentaren entnehmen konnten, möchten wir uns bei Euch dafür aufrichtig entschuldigen. Bald stellten wir eine immens starke Reaktion fest, ausgehend von unserer Facebook Fanpage. Diese Reaktion wurde leider erwiesenermaßen nicht nur von den vielen ehrlich schockierten und mitfühlenden Szenemitgliedern angeführt, die natürlich auch unter der unklaren Informationslage und der dadurch nicht immer korrekten Berichterstattung litten, sondern bedauerlicherweise auch von:

• Drogendealern, die wir der Polizei übergeben hatten,
• Gästen mit Hausverbot ,
• gekündigten Mitarbeitern,
• Mitbewerbern,
• sowie ehemaligen Türstehern, denen es nicht nur seitens des U60311 nicht mehr erlaubt ist an der Tür zu arbeiten.

Daher deaktivierten wir Donnerstagmorgen um 8:00 unsere Fanpage, diese ist NICHT gelöscht. Donnerstagmittag, 12:00 Uhr fand auf dem 1. Polizeirevier in Frankfurt eine Besprechung zwischen den Gesellschaftern des U60311 und Mitgliedern der SoKo Türsteher, der Kriminalpolizei, der Stadt Frankfurt und den zuständigen Leitern des Polizeireviers selbst, statt. Bei dieser Besprechung wurde unter anderem festgelegt wie und wann der Betrieb im U60311 weitergeht.

Außerdem wurden neue Kommunikations- und Sicherheitswege besprochen, die sicherstellen, dass sich eine solche Tat wie die des vergangenen Montags nicht wiederholen kann. Bei einem auf 20:00 Uhr anberaumten Personalmeeting wurden unter Anwesenheit der Kriminalpolizei alle Details der weiteren Vorgehensweise mit unseren Mitarbeitern besprochen.

Um Euch darüber zu informieren, dass es am Donnerstagabend weiter geht, stellten wir die Facebook-Fanpage für genau eine Stunde wieder online. Am Donnerstagabend entschlossen wir uns, wie mit den Behörden besprochen, den Club zu öffnen, aber nicht mit normaler Partymusik, sondern mit Lounge-, Ambient- und langsamer Minimal-Musik, um Euch bei freiem Eintritt die Möglichkeit zu geben uns Eure Fragen zu stellen.

Diese Veranstaltung wurde vom Ordnungsamt wegen Hygienemängeln beendet, mit der Auflage die Mängel zu beheben. Außerdem wurde ein Verstoß gegen das Jugendschutzgesetz und das Nichtraucherschutzgesetz festgestellt. Wir bedauern, dass Minderjährige in unsere Discothek mit Raucherraum verbotenerweise hineingelassen wurden. Wir werden durch verschärfte Türkontrollen sicherstellen, dass dies nicht mehr passiert.

Am Freitagmorgen ab 8:00 Uhr wurden die bemängelten Hygiene-Punkte mit dem U60311-Team und einer Gebäudereinigungsfirma behoben. An dieser Stelle möchten wir uns bei allen Mitarbeitern, die uns beispiellos zur Seite standen, bedanken. Ohne Euch hätten wir das nie geschafft! Unser Dank geht auch an die professionelle Reinigungsfirma, die einen super Job gemacht hat.

Da es bei der Nachkontrolle des Ordnungsamtes am Freitag um 17:30 keine Gründe der Beanstandung mehr gab, konnten wir Freitag wieder öffnen, entgegen den in den Medien zitierten Schließungsgerüchten.

Zur Klarstellung zwei weiterer irreführender Meldungen:

• Wir weisen darauf hin, dass es keine Badboysclub-Veranstaltung war, bei der sich der traurige Vorfall ereignete.
• Das U60311 war noch nie eine U-Bahnstation, sondern nur eine Fußgängerunterführung und wird auch kein Fahrradparkhaus

Wir hoffen Ihr könnt jetzt uns und unser Handeln und Tun während dieser schweren Woche besser verstehen. Diese Woche hat bei uns tiefe Spuren hinterlassen und wenn wir die Zeit auf Ostersonntag zurückdrehen könnten, wir würden es tun. Da dies aber nicht möglich ist, müssen wir damit umgehen, dass ein Menschenleben in unserem Club verloren wurde. Eine Tragödie, der wir auch nach einer Woche fassungslos gegenüber stehen.

Und wir wollen euch noch einmal dazu aufrufen uns und der Polizei zu helfen, die Vorgänge lückenlos aufzuklären! Wir bitten jeden von Euch, der etwas beobachtet hat, sich beim K 11 der Kriminalpolizei Frankfurt zu melden.

Wir danken Euch,
Euer U60 Team

Interessant ist hier allerdings, dass ähnlich wie bei dem Vorfall im vergangen Jahr auf der Love Parade gleich die Boulevardblätter der Nation mit einer gezielten negativen Kampagne sich auf das Geschehene stürzen. Da wird auch sofort von Schließung und den Entzug der Konzession berichtet. Wenn allerdings bei jedem Vorfall gleich alles dicht gemacht werden soll, stellt sich die Frage warum so mancher Fußballverein noch existiert, oder bestimmte Verkehrsunternehmen nicht ihren Betrieb eingestellt haben.

In unserer mediengeilen Welt, wo sich schlechte Nachrichten besser verkaufen als alles Andere, kämpft leider jeder um den Besten und spektakulärsten Artikel. Aber genau das ist es, was nicht gerade Selten von der Wahrheitsfindung ablenkt. Fakt ist das die Betreiber vom U, so wie fast alle Clubs, Diskotheken oder Veranstalter, den Bereich der Tür an eine Fremdfirma vergeben haben.

Sicherlich hat dabei der Betreiber immer die Pflicht seine Nachunternehmen (Sicherheitsfirmen etc.) zu kontrollieren und zu beaufsichtigen. Allerdings sind gerade diese, auf einzelne Bereiche spezialisierten Firmen, diejenigen, welche den Betreiber in seiner Gesamtverantwortung ergänzen und unterstützen sollten. Umso erschreckender gestaltet sich die Vorstellung, dass Mitarbeiter der Sicherheitsfirma versagt haben sollen.

Natürlich sind auch unsere Gedanken bei den Angehörigen des Verstorbenen, denen wir hier auch nochmal unser tiefstes Mitgefühl und Anteilnahme aussprechen möchten. †