2010.11.03 Kolumne Pozor

Aufstieg, Abstieg, Insolvenz. Ruhm und Ehre nur eine Leihgabe von God (is a DJ)

2010.11.03 Kolumne Pozor

Der FC Bayern in der unteren Tabellenhälfte, Schalke 04 ganz hinten – die beiden Mannschaften, die noch im Frühjahr die Meisterschaft unter sich ausgemacht haben, sind schwer in der Krise. Ein Phänomen, das auch in der elektronischen Nacht- und Tagkultur nicht unbekannt ist.

So wie im Fußball Clubs zu Traditionsclubs werden und dann später irgendwo in der 4. Liga versinken, sind auch Ruhm und Ehre von DJs, Labels und Clubs nur eine Leihgabe von God (is a DJ). Gerade DJs sind der Gefahr ausgesetzt, auf einen Hype nicht richtig zu reagieren. So manchen hat es ziemlich plötzlich in die erste Reihe gespült, erst eine namhafte Residency, Bookings von den besten Clubs im Land und gleich danach internationale Anfragen.

Wer das Showgeschäft insgesamt ein wenig kennt, weiß: Das kann genau so schnell vorbei sein wie es angefangen hat. In der Musikbranche ist “One Hit Wonder” seit Jahrzehnten ein gängiger Fachbegriff. Erfolg, der mehr als fünf Jahre anhält, kann schon als nachhaltig bezeichnet werden. Man muss sich nur mal die Leserpolls von vor ein paar Jahren ansehen – die Hälfte der dort erwähnten Protagonisten kennt heute kein Mensch mehr, außer den direkten Verwandten.

Und wer beginnt, seine Gagen in den deutlich vierstelligen Bereich auszudehnen, der sollte gut überlegen, was er mit der Asche macht. Der Klassiker: Freunde zu Gigs in Barcelona, London oder Mailand einladen samt Flug, Hotel, Drinks und Koks. Und dieses Spiel an jedem Wochenende. Etwa ein Jahr später fragt das Finanzamt an und man lernt so schöne Worte wie Umsatzsteuervoranmeldung, Verspätungszuschlag und Belegprüfung. Manch einer hat dieses Spiel über Jahre ausgereizt, um dann festzustellen, dass die Gagen nicht einmal reichen, um die Steuernachzahlungen zu leisten. Bescheißen geht auch nicht, da jeder Gig im Internet registriert ist.

Meist in diesem Moment melden sich genau die Veranstalter nicht mehr, die vorher so regelmäßig gebucht haben. Auf Nachfrage drucksen die dann rum, es ginge ihnen gerade auch nicht so gut oder sie wollten zurzeit lieber den lokalen Nachwuchs fördern. Man überlegt, vielleicht doch noch einen Beruf zu erlernen.

Junge Fußballprofis werden von den Vereinen inzwischen auf die Schulbank geschickt, um genau solchen Situationen vorzubeugen. Denn es ist oft ganz schnell vorbei mit Rock’n’Roll. Aber wer denkt schon an Bausparverträge, wenn die Crowd vor ihm jubelt.

pozor!