DJ Ata Robert Johnson Frankfurt

Ata über die Vergänglichkeit, Wiederholungen und die Clubkultur

Manchmal verbreiten sich Gerüchte wie ein Lauffeuer. „Ata will aufhören“, hieß es auf dem Flurfunk. Der Betreiber des Robert Johnson nicht mehr hinter den Plattentellern? Unvorstellbar. Für den 35-Jährigen selbst liegt der Gedanke gar nicht so weit entfernt.

Was ist denn nun dran an den Gerüchten, dass Du nicht mehr auflegen willst?

Richtig wäre eher, dass ich nicht mehr so viel auflegen will. Es gab mal eine Zeit, da hatte ich gar keine Lust mehr. Wir wiederholen uns in allem seit vier Jahren, der Sound verändert sich kaum noch. In der elektronischen Musik ist es verdammt schwer, den Leuten noch was Neues zu zeigen. Ich fühlte mich und fühle mich ausgebrannt, habe keine Lust, immer wieder den selben Kram zu hören. Und auch nicht, immer den selben Kram zu spielen.

Mit Deinem Alter oder Deiner Gesundheit hat das also nichts zu tun?

Ich bin gewiss nicht mehr der Jüngste. Und meiner Meinung nach sollte man ab 40 mal darüber nachdenken, ob man nicht besser aufhören sollte. Nicht jeder kann wie die Stones einmal pro Jahr in die Schweiz fahren und sich in einer Klinik das Blut waschen lassen. Es ist doch nur noch eine Frage der Zeit, bis es zum ersten großen DJ-Unfall kommt.

Was ist mit Marc Spoon? Ist das nicht auch als Unfall in Folge seines Lebenswandels zu werten?

Das realisieren wir doch alle gar nicht und kaum einer erkennt da einen Zusammenhang. Zumindest nicht, so lange nicht einer von uns DJs von der dritten Afterhour kommt und einfach tot umkippt. In Chicago ist das in kurzer Folge mal zwei House-DJs passiert. Herzinfarkt. Das war für uns Lebenden keine schöne Erfahrung. Es war ein sehr beklemmendes Gefühl, dann im Club zu stehen und zu wissen, was am Wochenende davor passiert ist. Die Raver lachen alle immer noch, aber wer etwas tiefer in der Materie verwurzelt ist, kommt damit nur schwer klar.

Du hast vorhin eher die Langeweile als die Gesundheit als Grund für Deinen teilweisen Rückzug angeführt. Hast Du’s als Labelbetreiber nicht selbst in der Hand, was auf dem Musikmarkt passiert?

Es ist schwer, Neues zu entdecken. Ich werde ja schon ziemlich mit Demo-Tapes und Promos zugeschüttet. Und vieles davon ist solide elektronische Musik. Aber es ist nicht neu, es überrascht nicht und es wird auch keinen neuen Trend setzen.

DJ Ata Robert Johnson Frankfurt

Sind die Promos Deiner Meinung nach mehrheitlich solide – oder schlecht?

Ich habe jetzt eine Scheibe zugeschickt bekommen, auf der sich jemand an einem Joy-Division-Cover versucht. Das würde ich mir nicht anmaßen.

Wieso nicht? Und welches Stück ist es? Love Will Tear Us Apart?

Ja, ich denke, es ist in der Tat Love Will Tear Us Apart. Aber so was geht gar nicht. Dafür habe ich viel zu viel Respekt vor dem Original und das Stück als Elektronik-Remix funktioniert auch nicht. Es gibt zu viele schlechte Produktionen. Und die 50. Suicide-Band macht das auch nicht besser.

Woran liegt denn das Deiner Meinung nach?

Der Output ist viel zu hoch… Musik zu produzieren ist durch die ganzen technischen Neuerungen viel zu einfach geworden. Das ist der Punkrock-Ansatz, nach dem jeder Mucke machen kann. Aber dabei wird oft übersehen, dass elektronische Musik nicht nur aus drei Akkorden und Gebrüll besteht. Das ist viel zu verzwickt. Es kann nicht jeder Mucke machen, der die technischen Voraussetzungen dafür zusammengetragen hat.

Wie ist denn die neue Marschroute von Playhouse – angesichts dieser Aussichten?

Wir wurden zwei Jahre lang gehypet, jetzt haben wir mal den heimischen Hafen angesteuert. Musikalisch werden wir bestimmt noch strenger werden und technisch mehr auf den mp3-Download setzen. CDs lohnen sich schon lang nicht mehr für Labels, die sind viel zu leicht zu kopieren. Und Vinyl wird was für DJs und Liebhaber bleiben. Deshalb werden wir nur noch ausgewählte Alben und Singles auf Vinyl pressen. Damit tun wir auch der Umwelt was Gutes, denn Vinyl ist furchtbar schwer zu entsorgen!

Was hältst Du als Frankfurter mit einem Club in Offenbach denn eigentlich von der Frankfurter Clubszene?

Da gibt es ja gar nicht viel zu berichten… Denn wir haben ja gar keine Frankfurter Clubs. Da gibt’s den Cocoon… Das Monza hat mehr zu als auf… Und dann gibt’s da eben noch diesen einen Club in Offenbach. Das Problem dabei ist, dass alle so ziemlich die gleiche Mucke machen.

Das U60311 oder das Tanzhaus West zählst Du gar nicht erst zu den Clubs?

Ach, die gibt’s noch? Weil ich Flyer hasse, informiere ich mich auch nicht. Aber ich dachte, die seien längst geschlossen. Tja… Das U60 grenzt sich ja schon durch seine DJ-Auswahl ab. Die bringen die Disco Boys. Das Tanzhaus West hat als Space Place ja auch ne stürmische Geschichte hinter sich. Dazu kann ich auch nicht viel sagen. Aber ich hatte da schon ne Menge Spaß. Beide Läden haben absolut ihre Berechtigung, mir gefällt das nur nicht so sehr.

Wo gehst Du denn eigentlich privat so hin?

Ich habe so viel mit dem Robert, Playhouse und der Familie zu tun, dass ich privat kaum in Clubs gehe.

Nun spielst Du ja zur Drei-Jahres-Party in der Registratur. Wie findest Du den Laden?

Sehr gut, erstaunlich gut sogar. Genau wie ich ganz München gerade toll finde. Aber das war ja irgendwie klar. Aus Scheiße musste ja mal irgendwann Gold entstehen. Ein Partyabend in München hat derzeit alles, was ein gelungener Abend braucht: gutes Essen, gute Cocktails und gute Clubs. Das ist für mich derzeit eher eine Hochburg der Nachtkultur als Berlin. In Berlin ist man die ganze Nacht nur unterwegs, weil alles so weit auseinander liegt. Und man sucht die ganze Zeit nur seine Freunde in dieser riesigen Stadt. Ich mag auch kein Clubhopping. Ein Clubabend geht für mich bis etwa 8 Uhr, dann macht man schön was Privates – oder geht ins Bett.

Und? Eher privat, oder eher Bett?

Joah.

Du hast eben die Registratur so gelobt. Was hältst Du von der Anlage?

Der Laden ist topp, aber mit der Anlage ist das so ne Sache. Ist schwierig, wenn man immer wieder nach Hause ins Robert kommt und dann den perfekten Sound hat. Viele Clubbetreiber vergessen, dass die Anlage das A und O ist. Vom Mischpult bis zu den Boxen gehört alles dazu. Das ist das Herz des Clubs. Ohne guten Sound auch keine gute Party. Also: Der Sound in der Registratur ist gut. Geil ist was anderes.