André Galluzzi über 10 Jahre Taksi: Robbie Williams bin ich ja zum Glück nicht

André Galluzzi über 10 Jahre Taksi: Robbie Williams bin ich ja zum Glück nicht

Andre Galluzzi ist gebürtiger Hesse, mit einem Bein in Italien verwurzelt und seit knapp 10 Jahren Wahlberliner. Ein paar Monate länger liegt noch die Gründung von Taksi, dem gemeinsam mit Paul Brtschitsch gegründeten Projekt & Label zurück. Obwohl auf Taksi in zehn Jahren nur 15 Releases erschienen sind, konnten sich Andre und Paul mit Taksi als Qualitätsschmiede für Techno mit Seele etablieren. Zum Labelgeburtstag hat der Partysan Andre Galluzzi zwischen wochenendlichem DJing und Thai Break an einem späten Montagabend ein paar Fragen gestellt.

Partysan: In diesem Jahr wird euer Projekt und Label Taksi zehn. Trotzdem seid ihr erst bei der Katalognummer 15, woran liegt das?

Andre Galluzzi: Die räumliche Distanz zwischen Paul und mir hat einfach nicht viel mehr zugelassen. Oft war es so, dass ich zwischen zwei Gigs zu Paul nach Frankfurt gefahren bin und wir dann nur zwei, drei Tage Zeit hatten. Da wir beide sehr kritisch sind und nicht nur um was am Start zu haben etwas veröffentlichen wollten, sind bei uns auch viele Tracks, von denen wir nicht 100% überzeugt waren unveröffentlicht in der Schublade gelandet.

Partysan: Habt ihr deswegen bisher auch nur eure eigenen Sachen auf eurem Label?

Andre Galluzzi: Sicher ist das auch ein Grund dafür. Hinzu kommt aber, dass wir in der Vergangenheit nicht schon bekannte Artists featuren wollten und ansonsten keiner wirklich zu uns gepasst hat. In dieser Hinsicht wollen wir uns aber in Zukunft öffnen und andere Artists mit einbeziehen. Guido Schneider, der ein guter Freund von mir ist, hat mit seinem Remix einen Anfang gemacht.

Partysan: Die räumliche Distanz habt ihr nun überwunden, Paul Brtschitsch ist ende Januar nach Berlin gezogen. Was dürfen wir denn jetzt von euch erwarten?

Andre Galluzzi: Ich denke das wir mit Taksi noch eine interessante Zukunft haben werden. Wenn Paul erstmal richtig angekommen ist, dann kann es losgehen. Früher hatten wir zum Beispiel nie die Zeit, auch mal zu forschen und zu experimentieren. Auch gemeinsam auszugehen, sich inspirieren lassen, dass sind alles Sachen, auf die ich mich richtig freue und die wir jetzt nachholen können. Wie eben auch schon erwähnt wollen wir uns als Label öffnen Kooperationen eingehen und Demos hören. Frische Demos sind also immer willkommen.

Partysan. Kurz nachdem ihr mit Taksi gestartet seid, bist du nach Berlin gezogen. Was hat damals den Ausschlag gegeben?

Andre Galluzzi: Ich hatte davor schon mal in Berlin im Bunker aufgelegt und dort meine Frau Julie, die zu der Zeit gerade aus Kanada nach Deutschland kam, kennen gelernt. Nach einem halben Jahr hin und herpendeln gab es dann den Entschluss nach Berlin zu ziehen. Es war Julies Wunsch und Wiesbaden schien mir auch nicht mehr genügend Freiräume für mich zu bieten. Ich wollte mich deswegen ohnehin verändern.

Partysan: Hattest du denn schon Verbindungen nach Berlin?

Andre Galluzzi: Ich kannte nur Armin Mostofi von Timing Booking, war ansonsten aber auf mich allein gestellt.

Partysan: Dementsprechend war die erste Zeit wahrscheinlich kein Zuckerschlecken

Andre Galluzzi: Nein richtig wohl gefühlt habe ich mich erst nach drei Jahren. Ich habe ja einen anderen Sound als den typischen Berlin Sound vertreten und musste quasi wieder bei null anfangen. Man muss sich dass auch ganz anders vorstellen als heute, wo ja fast jeder hier wohnt und man sich gegenseitig mitziehen kann. Das war für mich keine einfache Sache damals.

Partysan: Umso besser dass du dich trotzdem durch gebissen hast.

Andre Galluzzi: Ja schon. Ich wurde relativ schnell Resident im Tresor und habe da gemerkt, dass das eigentlich auch nichts für mich ist. Im Ostgut hat dann alles gepasst und das war auch sozusagen Liebe auf den ersten Blick.

Partysan: Hattest du denn dann einen gewissen Punkt an dem du wusstest, dass du es geschafft hast?

Andre Galluzzi: Nein, das war bei mir eher ein schleichender Prozess. Dadurch dass ich mir alles selber erarbeiten musste hat es auch seine Zeit gedauert. Im Endeffekt ist es sogar so, dass man hinterher erst merkt, dass man eigentlich schon weiter ist als man es gedacht hat.
Ich sehe das aber nicht als abgeschlossen an, sondern eher als ständige Suche nach der Position.

Partysan: Ich hätte jetzt zum Beispiel die „Schneesturm“ (Taksi sieben) als Punkt erwartet.

Andre Galluzzi: Ja ein Clubhit war das schon und die Platte hat uns sicherlich mehr Aufmerksamkeit beschert, als die Platten zuvor, aber es ist nicht so, dass es danach nun rums gemacht hätte, wie es bei anderen Artists der Fall ist. Die haben zwei, drei Hits und es macht Peng und sie sind omnipräsent. So etwas ist uns mit Taksi nicht passiert, was natürlich auch daran liegen könnte, dass wir nicht immer sofort eine neue Platte parat hatten.

Partysan: Noch mal zurück zum Ostgut. Wenn man dort wie du alles durchexerziert hat, groß geworden ist und frenetisch gefeiert wurde, könnte man nicht denken, dass die beste Zeit vielleicht schon vorbei ist?

Andre Galluzzi: Nein ich schaue grundsätzlich nach vorne. Klar gibt es Sachen die schwer zu toppen sind. Man muss sie aber auch nicht toppen. Das waren andere Zeiten und das was heute ist reizt mich genauso. Ich finde es bleibt spannend zu sehen was noch alles kommt.

Partysan: Würdest du sagen, dass dich dein Erfolg menschlich gesehen verändert hat?

Andre Galluzzi: Ja. Man wird mit der Zeit vorsichtiger gegenüber Leuten die man nicht kennt.
Da man es schwerer einschätzen kann warum Leute auf einen zugehen, versucht man aus Selbstschutz weniger von sich preiszugeben ist nicht mehr so offen und natürlich.

Partysan: Du empfindest so etwas aber nicht als Last und siehst dein Gehalt in der Hinsicht auch als Schmerzensgeld?

Andre Galluzzi: Robbie Williams bin ich ja zum Glück nicht und ich verhalte mich immer wie mir danach ist. Klar gibt es Neider, die einem Sachen andichten, aber darauf sollte man pfeifen. Wenn du von Schmerzensgeld sprichst, dann sehe ich das eher in Bezug auf meinen Körper. Vom Rücken bis zu den Ohren wird man schon in Mitleidenschaft gezogen.

Partysan: Hattest du denn schon Punkte, an denen du dachtest dass es auch ins Auge hätte gehen können, weil du dich zu sehr belastet hast?

Andre Galluzzi: Solche Punkte gab es schon, aber danach weiß man dann zum Glück wo die Grenzen liegen. Das Problem liegt ja meistens nicht beim Auflegen selbst, sondern beim Drumherum. Das Reisen von A nach B usw. macht die Sache so anstrengend.

Partysan: Kann man so was denn noch bis zum Rentenalter durchhalten?

Andre Galluzzi: Ich werde dem Musikbusiness auf jeden Fall treu bleiben. In welcher Form wird sich zeigen, das ist schwer planbar. Auflegen werde ich aber noch solange ich es physisch kann, es mir spaß bereitet und mich auch jemand hören will.

Partysan: Und konkrete Pläne für die nahe Zukunft?

Andre Galluzzi: Die längst fällige Taksi 16 wollen wir fertig stellen, aber davor geht es für mich noch zum Thaibreak, wo ich mir Inspiration erhoffe um eine Chill Out Mix Cd zu machen. Die Idee dazu trage ich schon seit längerem mit mir rum.