Deadbeat Radio Rothko

DeadbeatByLarsBorgesAber dies ist kein Mix von Basic Channel.

Es ist auch keine Dub-Techno Studie. Zwölf der 19 Tracks wurden erst in den letzten zwei Jahren aufgenommen und bringen die Auswahl viel zu sehr in die Gegenwart, um ein echter Rückblick zu sein.

Nein, es gibt nichts Autoritatives oder Didaktisches bei diesem Mix.

Scott Monteith war am Anfang nicht dabei; fast niemand war dabei, außer einer kleinen Handvoll von Privatpersonen, die ihre Kreativität zu einem einzigartigen und in mancher Hinsicht kurzlebigen Projekt zusammenbrachten. Aber ihre Musik floss in einen Kabelkanal, der ihn doch erreichte, bis hin nach Kitchener, Ontario. Es wurde zu einem wesentlichen Teil seiner eigenen Produktionen, wenn auch auf andere Art und in anderem Maße.

Eine Art platonisches Ideal von Dub-Techno wurde in vieler Musik von Deadbeat beibehalten, wie auch bei jedem der hier enthaltenen Tracks. Wenn ich mir hier eine biografische Beobachtung erlauben darf, würde ich vermuten, dass es bei vielem in diesem Mix darum geht, eine Idee heraus zu locken die Monteith schon kam, als er die Musik vor über einem Jahrzehnt zum ersten Mal einen ganzen Ozean von der Quelle entfernt hörte: der Hinweis auf eine schlummernde Möglichkeit in der Musik, die nur darauf wartet, realisiert zu werden.

Was uns zu Besonderheiten zurückbringt.

Nicht nur eine besondere Zeit und ein besonderer Ort, sondern auch eine Idee von einem Sound, der sich in Teilchen auflöst. Vielleicht werden sogar Zeit und Ort in Teilchen aufgelöst, nicht nur metaphorisch, sondern wortwörtlich über die schwarze Aufnahmekunst. Ein Augenblick in Berlin – eine Art Samen, der von der jamaikanischen Erde entnommen und in einem technologisch und kulturell anderen Zusammenhang neu gepflanzt wurde – der sich in Körnchen teilt und den Fluss hinunter fließt. Immer wieder, mit jeder Aufnahme werden die Samen der neuen Versionen verstreut, verteilt und gepflanzt, jeder nicht nur das Modell sondern in mancher Hinsicht auch der Klon des vorherigen. Stellen wir uns vor, wie diese Teilchen sich wie ein Flussdelta versanden. Aus einem einzigen Punkt entsteht ein Kegel, der sich ausbreitet und den Schallbecher eines Megaphons bildet.

Es ist nur passend, dass das Logo von Basic Channel als Grundlage das Symbol hat, das auf den Abwasserkanaldeckeln in Berlin gefunden werden kann; bei ihrer Musik geht es immer um Kabelkanäle und Flüsse, Sedimentation und Erosion, um die Idee der musikalischen Geschichte als eine Art Flussdelta. Deadbeats Mix ist eine Reliefkarte dieses Deltas wie es heute aussieht, mit langsamem Fluss.

Für Brooklyns Agriculture Records hat Scott eine historische Gruppe von Produzenten am Rande von Dubstep und Dub-Techno mit Ehrerbietung an die Fundamente und an das Neue gemischt. Deadbeat und dieser neue Release repräsentieren eine Marke in einer massiven kulturellen Verschiebung für Künstler der elektronischen Musik nach Berlin – ein postmodernes Haight Asbury, bei dem die Revolution im Geist und auf dem Computerbildschirm stattfindet — und die gesammelten Werke verbreiten sich über die elektronischen Adern der Welt.

Berlin, komm in den Strom.

Deadbeat > Radio Rothko
Agriculture Records
US. AG052 1 March 2010

– – – TRACKLIST – – –
Deadbeat – As We Conquer
Various Artists – No. 3
Deepchord – Grandbend
Basic Channel – Quadrant Dub I
Pendle Coven – Exigen
Deadbeat – Port of Rix
MLZ – Dark Days
Quantec – Electromagnetic Pulse
Marko Furstenberg – Site 312
Monolake – Static
Deadbeat – Magnetic North
2562 – Redux
Monolake – Sepia
Rhythm and Sound – Mango Drive
Intrusion – Tswana Dub
Mikkel Metal – Stephan
Maurizio – M06A
Substance & Vainqueur – Reverberation
Deadbeat – Deep Structure