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Douglas Greed: Von Deep bis Rough & eine Prise Oldschool

Sehr geehrter Herr Greed, hier spricht der Dalai Lama, wieso wollen Sie denn unbedingt als Musik wiedergeboren werden?

Weil ich mir das Verzehren von Noten, das Atmen von Sinuswellen und das Freibaden im Bass recht vergnüglich vorstelle.

Dein Sommer war ja ganz schön wild, mit Gigs in Spanien, Italien, Polen und vielen anderen Ländern. Wie sieht denn jetzt Ende September so Dein Resümee aus, wenn Du auf die letzten Monate zurückschaust?

Da sind auf alle Fälle einige Geschichten hängengeblieben, die ich später einmal im Altersheim über den Tisch pfeifen kann.

Auf der Zugfahrt von München nach Venedig hatte ich ein langes Gespräch mit einem australischen Ehepaar, welche mich dann ganz begeistert als DJ auf ihre silberne Hochzeit buchen wollten.

In der Ukraine gab‘s Sushi auf dem Dancefloor, in Spanien eine Lebensmittelvergiftung und in Polen kann man im Zug die Schaffner bestechen, wenn man den Ticketkauf vergessen hat. Auf einem Festival in Russland gab‘s, nachdem der Sponsor kurzfristig abgesprungen war, kein fließend Wasser, kein Hotel und kein Catering. Ich saß für drei Tage ohne einen Rubel in der Tasche mitten im russischen Wald fest – 300 km vom nächsten Flughafen entfernt.

Trotz den vielen internationalen Gigs bist Du fast jede Woche in irgendeinem Club in Deiner Heimat zwischen Jena, Rostock und Berlin unterwegs. Sind Deine Wurzeln für Dich persönlich und für Deine Arbeit so wichtig?

Die Wurzeln sind natürlich wichtig – denn zu Hause schmeckt´s am besten.

Da gibt‘s zum einen in Jena das „Kassablanca“, in welchem ich viele Jahre als Veranstalter und Grafiker gearbeitet habe – ein alternatives Jugendkulturzentrum in dem so ziemlich jede Sparte guter Musik einen Platz hat. Dort habe ich auch als Nebelmaschinenfachkraft meinen Zivildienst absolviert. Aus dem Umfeld des Klubs stammt ebenso unser Label „Freude Am Tanzen“.

Dann gibt es die „Muna“, zwischen Jena und Gera. In diesem Klub habe ich meine ersten Technonächte verbracht, mein erstes Bier gekauft und das erste Mal beim Tanzen geflirtet.

Seit zwei Jahren mache ich im „ZOOMA“ in Plauen eine Veranstaltungsreihe namens „Gute Nacht“, bei der monatlich Staub, Schweiß und Schlüppis von der Decke fallen.

Der Erfolg in diesem Sommer lag sicher ein Stück weit auch an Deiner Nummer „When A Man Sings On A Track“. Obwohl Du ja schon seit einigen Jahren tolle Releases auf großartigen Labels wie „Freude am Tanzen“ oder „Acker“ hattest, ist das Dein bisher wohl kommerziell größer Erfolg. Wie geht man mit sowas um? Freust Du Dich einfach darüber und genießt es, oder bist du jetzt im Zugzwang, den nächsten Hit zu landen?

Ich freue mich darüber, wenn ich auf den Track angesprochen werde oder wenn ich merke, dass die Leute mitsingen können. Auf der Fusion, auf der ich live mit Sänger und Percussionisten gespielte habe, hatte ich schon ordentlich Gänsehaut als die Leute den Refrain trällern konnten. Zugzwang verspüre ich da gar nicht, vielmehr bin ich eh mit meinem Kopf schon wieder in neuen Projekten.Douglas Greed 02-byReneartwork

Ich mache das Douglas Greed Live-Projekt mit dem Sänger Fabian Kuss und dem Percussionisten Michael Nagler. Dazu haben wir jetzt ein gutes halbes Jahr Rechner, Software und Nerven auseinander genommen, um es schön tight zu machen.

Darüber hinaus habe ich mit meinem polnischen Kumpel MOORYC ein neues Projekt namens „Eating Snow“, das eher im Electronica Bereich angesiedelt ist und demnächst auf BPitch Control das Licht der Welt erblicken wird.

Naja und dann gibts immer noch Tracks und Remixe, die darauf warten, fertig poliert zu werden. Da kommt man gar nicht auf fluxe Hirngespinste wie ZUGZWANG.

Am Ende muss es ja auch alles Spaß machen! Ich glaube, wenn ich Zugzwang spüren würde, dann würde ich den Job wechseln und vielleicht eine neue Karriere als Schriftsteller anfangen. Erstes Buch „Auf der Flucht vor dem Zugzwang“.

Die Platte kommt jetzt auf „Dougi“. Was hat es denn damit auf sich? Wirklich nur ein Label für diese Nummer oder wird das was Längerfristiges?

„When a man sings on a track“ war ja auf der letzten Gigolo Records Compilation auf CD und Digital erhältlich. Ich wollte das Ding aber auch unbedingt auf Vinyl haben und so haben Freude Am Tanzen dann für den Track das „DOUGI“ Label — naja — gegründet. Ich bin mir noch nicht sicher, ob es da weitere Releases geben wird. Aber ich wurde schon von vielen Leuten gefragt ob sie einen Remix des Tracks machen können, wo dann eventuell Dougie 002 draus wird. Mal schauen.

Neben „When A Man“ hast du in diesem Jahr aber auch schon auf Gigolo released. Wie kam es dazu, dass du auf Hells Labels gelandet bist?

Ich spielte in der Münchner „Roten Sonne“ und Hell war als Gast anwesend. An dem Abend testete ich „When a man sings on a track“ das erste Mal. Hell war ganz begeistert und eine Woche später habe ich ihm dann einen Stapel Tracks geschickt.

Im Urlaub neulich habe ich mir Zeit genommen und deinen letzten Podcast auf Freude am Tanzen angehört. Gleich am Anfang ist mir da die alte Steve Bug-Nummer ins Ohr gekommen. Spielst du öfter alte Nummern, oder hat „A Night Like This“ eine besondere Bedeutung für Dich?

Als DJ mag ich es einfach in verschiede Töpfe zu grabschen. Zwischen Deepnes und Roughness – das Ganze mit einer Prise Oldschool – ein paar Messerspitzen Kopfnicken und zwei Teelöffel Nanu.

Lass uns zum Abschluss noch auf die kommenden Wochen schauen. Du spielst im November endlich mal bei uns in Stuttgart und im Dezember dann zum ersten Mal beim Partysan Rave on Snow. Wie groß ist die Vorfreude auf die beiden Partys?

Auf einer Skala von 1-3 befindet sich meine Vorfreude auf ‘ner glatten 6-7. Ich bin ganz gespannt auf Stuttgart und das legendenumrankte Rave On Snow Weekend!

Danke Dougi, wir freuen uns auf Dich am 02.November in Stuttgart!